Die Trauer um den verpassten Franz Josef Gletscher konnten
wir ziemlich bald zurückschieben, weil uns Neuseeland die Möglichkeit bot, den
Fox Gletscher zu besichtigen, welcher lediglich weitere 20 Kilometer südlich
liegt. Diesen wollten wir gerne bei klarer Sicht und strahlendem Sonnenschein
unter die Lupe nehmen, deswegen verbrachten wir noch zwei Tage im Fox Gletscher
Dorf um auch der letzten dunkleren Wolke die nötige Zeit zu gewähren, den
Himmel fürs Blau frei zu machen.
Nahe dem Dorf liegt der Lake Matheson, ein See, der einem
das Gefühl vermitteln könnte, man blicke in ein Bilderbuch. Wenn der Wind nicht
allzu heftig weht, dann wird auf seiner spiegelglatten Wasseroberfläche der Fox
Gletscher, und die ihn einschließenden
Alpen projiziert. Wir passten eine Regenpause ab, sammelten unsere Badelatschen
vom anderen Ende des Campingplatzes ein und fuhren zu diesem See…
Am nächsten Morgen weckten uns die Hubschrauberflotten der
ortsansässigen Panoramafluganbieter, die im zehnminütigen Takt über unser Auto
flogen, um die gut zahlenden Besucherströme aufs Gletscherglatteis zu führen.
Nun wussten wir, dass der sehnlichst erwartete sonnige Tag
endlich da sein musste.
Inmitten scheinbar endlos in die Höhe ragender Felswände
liegt der Foxgletscher und wirkt dabei fast etwas verloren, da er umgeben von
diesen Felsmassiven eher an noch nicht restlos weggetauten Schnee aus dem
letzten Winter erinnert. Leider steckte dieser die vergangene Zeit oder
vielleicht auch das Klima nicht allzu gut weg. Wir passierten schon zwei
Kilometer bevor wie den eigentlichen Gletscher erreichten das Informationsschild,
welches Auskunft darüber gibt bis wohin sich die Eisschicht um 1750 erstreckte.
Noch hat er seinen Charme jedoch nicht ganz verloren und
sein Eis erstrahlt in den leuchtendsten Farben, wenn sich das Sonnenlicht darin
reflektiert. Für uns blieb der Gletscher zwar nicht zugänglich und nicht zum
Anfassen, aber er ist auf jeden Fall, so lange es diesen noch gibt, einen
Besuch wert.
Nachdem der vorerst gesperrte, schlammüberspülte Haast-Pass
nach umfassenden Straßenarbeiten wieder
befahrbar war, stand uns dementsprechend nichts mehr im Weg, um die
Weiterfahrt von der Westküste über die südlichen Alpen Richtung Queenstown
anzutreten.
Der Haast-Pass beginnt mit dem Ort Haast und endet mit dem
Ort Makarora. (oder eben andersherum, abhängig davon aus welcher Richtung der
Pass befahren wird) Beide Orte werben nicht unbedingt mit ihrer Schönheit,
dennoch sind diese die letzten Möglichkeiten einer Pause, bevor die
zweistündige Autofahrt-Passüberquerung auf sich genommen wird.
In Makarora verbrachten wir eine Nacht, umgeben von den
alpinen Bergausläufern mit schneebehangenen Gipfeln. Dabei fiel uns auf, dass
wir oft gar nicht mehr richtig wahrnehmen in welcher wunderbar malerischen Landschaft
wir uns eigentlich befinden, weil uns in Neuseeland Schönheit in jeder
Landesecke begleitet. Doch um sich in Europa einen Zeltplatz in einem solchen
atemberaubenden Ambiente, den man sich meist nur mit drei anderen Campern
teilt, leisten zu können, müsste man wahrscheinlich vermögender sein.
Die weiteren 70 Kilometer Straße, die uns von unserem
nächsten Ziel Wanaka trennten, schlängelte sich entlang zweier scheinbar
niemals endender Seen, die in Neuseeland in ihrem unglaublich klaren Wasser und
in ihrer blauen Farbe selten übertroffen werden. Wanaka konnten wir, nach
unseren neuen Maßstäben, dank besten Wetters, als kleines, nettes,
überschaubares Städtchen genießen, sodass uns nicht einmal die recht frische Gebirgsbriese,
die den halben See übers Ufer trieb, störte. (Dementsprechend stand nicht nur
das Gewächs, welches die Uferpromenade schmückte unter Wasser, sondern auch
Strommasten und deren Hinweisschilder, die vor lebensbedrohlicher Hochspannung
warnen. Aber nach Baden ist uns bisher sowieso noch nicht zumute.)
Da wir in Neuseeland nur schwer unsere kulturellen Gelüste
befriedigen können, lassen wir im Grunde genommen kein Museum unbeachtet.
Deswegen war auch Wanakas „Puzzlingworld“ ein Muss für uns. In diesem ließen
wir unsere sämtlichen Sinne von Experimenten und optischen Illusionen täuschen.
Ein quadratisches Labyrinth, in welchem man nacheinander den Weg zu allen
seiner vier Ecken und anschließend wieder zurück zum Ausgang finden musste,
bereitete uns ein anderthalbstündiges Kopfzerbrechen.
Auf der nächsten Etappe hatten wir die Alpen, auch den
„regenwäldlichen“ Busch schon längst
hinter uns gelassen und fanden uns mitten in der Wüste, im Ort Cromwell wieder.
Für uns das trockenste Gebiet, welches wir bis jetzt in Neuseeland
kennenlernten, für Neuseeland eines der ergiebigsten Obstanbaugebiete. Auf
diese Weise saßen wir im Nu auf einem Zeltplatz, zwischen unzähligen
jugendlichen Saisonarbeitern aus Europa
bis Lateinamerika, zwischen grölenden Meuten bis zu yogaausführenden
Einzelgängern. JA auch die Küche, die einer Müllhalde glich, auf der man in
jedem Moment den dazugehörigen Rattenschwanz zu entdecken glaubt, wurde ein
neues Highlight für uns zwei.
Den abendlichen Spaziergang widmeten wir einem Besuch der in
Cromwell nachgebauten Siedleraltstadt. Dort schlenderten wir durch enge Gassen
vorbei an kleinen aus Feldstein errichteten Läden und fühlten uns direkt in
ein mediterranes Dorf versetzt. (Die knappen 15°, die es an diesem Tag wärmer
waren, verstärkten diese Empfindung zusätzlich.)
Zusammenfassung: an einem Tag Alpen, an einem anderen Tag
Mittelmeer und wieder an einem anderen Wüste von Nevada…
So wie Letzteres erschien uns Bannockburn, eine verlassene
Goldgräberstätte. Hier schliffen Erosion und harte Arbeit von Goldgierigen aus
längst vergangenen Tagen, für uns noch nicht erlebte Felsen aus dem Boden. In
diesem, wie wir dann erfuhren, wirklich trockensten Gebiet Neuseelands, wurden
einst ungeheure Mengen Wasser vergeudet für eine spärliche Goldausbeute, die
das Interesse am edlen Metall auch schnell wieder schwinden ließ. Auf der Suche
nach Gold gingen wir beide freilich auch leer aus, aber stießen dafür auf einen
verlassen Obstgarten, in welchem wir mundraubartig doch noch unter die
Obstpflücker gingen und unsere Gier nach frischen Aprikosen stillten. Das taten
wir in der Hoffnung, dass die noch merklich sauren Früchte vielleicht noch
etwas nachreifen werden. Jedenfalls ist nach gesammelten Erfahrungen solches
Saisonobst aus dem Supermarkt auch erst nach einigen Tagen „Auto-Nachreifung“
genießbar.
Queenstown bescherte uns einen weiteren schönen Tag. Diese
Stadt ist recht klein, zählt zwar nur rund 10000 Einwohnern ist aber trotzdem
nicht sonderlich gemütlich, dennoch macht gerade ihre bestimmt höchste
Besucherdichte Neuseelands sie zu einem sprudelnden, lebendigen Ort, in dem man
durch viele neu aus der Erde gestampften Geschäfte viel Zeit verbummeln kann
und jede Menge zu sehen bekommt. Durch die Passagen bis zum Hafen kreuzten
unsere Wege die von Familien, wie Jugendlichen auf der Suche nach Xtremen
Schnellbootfahren, nach Xtremen Bungeejumping von Xtrem hohen Brücken, nach
Xtrem Kanufahren oder einfach nur nach einem leckeren Kaffee. Nur eine einfache
Kugel Eis war nirgends zu haben.
Wir behalten den Wetterbericht im Auge und planen unsere
Weiterreise in die Milford Sounds.
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Lake Matheson spiegelt das was vom Bergpanorama zu sehen ist. |
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Paula vom permanenten Regen entmutigt. |
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Marten vorm Fox-Gletscher. |
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Paula vor Felswänden am Fox-Gletscher. |
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Auf dem Weg von Makarora nach Wanaka.. |
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Stürmischer Wellengang am Lake Wanaka. |
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Wo bitte ist der Ausgang? |
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Paula schrumpft... |
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Marten versucht sich als Goldgräber. |
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Paula in Bannockburn. |
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Blick über die Wüstenlandschaft. |
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Verlassene Siedlung mit Obstgarten. |
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Paula erkundet Queenstown. |
Ich kann wirklich keine Robben entdecken...trotz Brille. Euro Fotos sind sehr schön und ergänzen Eure Beschreibungen.Ich kann mir schon vorstellen, dass ihr die Schönheit der Umgebung gar nicht mehr so wahrnehmen könnt.Für uns ist es einfach nur gigantisch und kaum vorstellbar. Geniesst die Zeit -liebe Grüße Hartmut und Marionzu l
AntwortenLöschenFreut uns, dass ihr die Puzzlingworld geknackt habt und wir wieder etwas von euch lesen dürfen.
AntwortenLöschenHaben gerade eine "Nadel" bei Queenstown in die Landkarte von NEW ZEALAND gesteckt, um eure Position zu markieren, da erzählt diese doch von einem Kiwi- und Birdlife Park. Habt ihr diesen schon besucht und `nen Kiwi flattern sehn?!
Da seid ihr ja schon ziemlich südlich, auf der Te Wai Pounamu (steht auf der Karte in Klammern hinter "Südinsel")
Freuen uns auf weitere glorreiche Erlebnisse!
Herzliche Grüße Ines und Ulrich!