Dienstag, 15. Januar 2013

Alpen, Mittelmeer und Wüste



Die Trauer um den verpassten Franz Josef Gletscher konnten wir ziemlich bald zurückschieben, weil uns Neuseeland die Möglichkeit bot, den Fox Gletscher zu besichtigen, welcher lediglich weitere 20 Kilometer südlich liegt. Diesen wollten wir gerne bei klarer Sicht und strahlendem Sonnenschein unter die Lupe nehmen, deswegen verbrachten wir noch zwei Tage im Fox Gletscher Dorf um auch der letzten dunkleren Wolke die nötige Zeit zu gewähren, den Himmel fürs Blau frei zu machen.
Nahe dem Dorf liegt der Lake Matheson, ein See, der einem das Gefühl vermitteln könnte, man blicke in ein Bilderbuch. Wenn der Wind nicht allzu heftig weht, dann wird auf seiner spiegelglatten Wasseroberfläche der Fox Gletscher, und die  ihn einschließenden Alpen projiziert. Wir passten eine Regenpause ab, sammelten unsere Badelatschen vom anderen Ende des Campingplatzes ein und fuhren zu diesem See…

Am nächsten Morgen weckten uns die Hubschrauberflotten der ortsansässigen Panoramafluganbieter, die im zehnminütigen Takt über unser Auto flogen, um die gut zahlenden Besucherströme aufs Gletscherglatteis zu führen.
Nun wussten wir, dass der sehnlichst erwartete sonnige Tag endlich da sein musste.
Inmitten scheinbar endlos in die Höhe ragender Felswände liegt der Foxgletscher und wirkt dabei fast etwas verloren, da er umgeben von diesen Felsmassiven eher an noch nicht restlos weggetauten Schnee aus dem letzten Winter erinnert. Leider steckte dieser die vergangene Zeit oder vielleicht auch das Klima nicht allzu gut weg. Wir passierten schon zwei Kilometer bevor wie den eigentlichen Gletscher erreichten das Informationsschild, welches Auskunft darüber gibt bis wohin sich die Eisschicht um 1750 erstreckte.
Noch hat er seinen Charme jedoch nicht ganz verloren und sein Eis erstrahlt in den leuchtendsten Farben, wenn sich das Sonnenlicht darin reflektiert. Für uns blieb der Gletscher zwar nicht zugänglich und nicht zum Anfassen, aber er ist auf jeden Fall, so lange es diesen noch gibt, einen Besuch wert.

Nachdem der vorerst gesperrte, schlammüberspülte Haast-Pass nach umfassenden Straßenarbeiten wieder  befahrbar war, stand uns dementsprechend nichts mehr im Weg, um die Weiterfahrt von der Westküste über die südlichen Alpen Richtung Queenstown anzutreten.
Der Haast-Pass beginnt mit dem Ort Haast und endet mit dem Ort Makarora. (oder eben andersherum, abhängig davon aus welcher Richtung der Pass befahren wird) Beide Orte werben nicht unbedingt mit ihrer Schönheit, dennoch sind diese die letzten Möglichkeiten einer Pause, bevor die zweistündige Autofahrt-Passüberquerung auf sich genommen wird.
In Makarora verbrachten wir eine Nacht, umgeben von den alpinen Bergausläufern mit schneebehangenen Gipfeln. Dabei fiel uns auf, dass wir oft gar nicht mehr richtig wahrnehmen in welcher wunderbar malerischen Landschaft wir uns eigentlich befinden, weil uns in Neuseeland Schönheit in jeder Landesecke begleitet. Doch um sich in Europa einen Zeltplatz in einem solchen atemberaubenden Ambiente, den man sich meist nur mit drei anderen Campern teilt, leisten zu können, müsste man wahrscheinlich vermögender sein.
Die weiteren 70 Kilometer Straße, die uns von unserem nächsten Ziel Wanaka trennten, schlängelte sich entlang zweier scheinbar niemals endender Seen, die in Neuseeland in ihrem unglaublich klaren Wasser und in ihrer blauen Farbe selten übertroffen werden. Wanaka konnten wir, nach unseren neuen Maßstäben, dank besten Wetters, als kleines, nettes, überschaubares Städtchen genießen, sodass uns nicht einmal die recht frische Gebirgsbriese, die den halben See übers Ufer trieb, störte. (Dementsprechend stand nicht nur das Gewächs, welches die Uferpromenade schmückte unter Wasser, sondern auch Strommasten und deren Hinweisschilder, die vor lebensbedrohlicher Hochspannung warnen. Aber nach Baden ist uns bisher sowieso noch nicht zumute.)

Da wir in Neuseeland nur schwer unsere kulturellen Gelüste befriedigen können, lassen wir im Grunde genommen kein Museum unbeachtet. Deswegen war auch Wanakas „Puzzlingworld“ ein Muss für uns. In diesem ließen wir unsere sämtlichen Sinne von Experimenten und optischen Illusionen täuschen. Ein quadratisches Labyrinth, in welchem man nacheinander den Weg zu allen seiner vier Ecken und anschließend wieder zurück zum Ausgang finden musste, bereitete uns ein anderthalbstündiges Kopfzerbrechen.
Auf der nächsten Etappe hatten wir die Alpen, auch den „regenwäldlichen“  Busch schon längst hinter uns gelassen und fanden uns mitten in der Wüste, im Ort Cromwell wieder. Für uns das trockenste Gebiet, welches wir bis jetzt in Neuseeland kennenlernten, für Neuseeland eines der ergiebigsten Obstanbaugebiete. Auf diese Weise saßen wir im Nu auf einem Zeltplatz, zwischen unzähligen jugendlichen  Saisonarbeitern aus Europa bis Lateinamerika, zwischen grölenden Meuten bis zu yogaausführenden Einzelgängern. JA auch die Küche, die einer Müllhalde glich, auf der man in jedem Moment den dazugehörigen Rattenschwanz zu entdecken glaubt, wurde ein neues Highlight für uns zwei.
Den abendlichen Spaziergang widmeten wir einem Besuch der in Cromwell nachgebauten Siedleraltstadt. Dort schlenderten wir durch enge Gassen vorbei an kleinen aus Feldstein errichteten Läden und fühlten uns  direkt in ein mediterranes Dorf versetzt. (Die knappen 15°, die es an diesem Tag wärmer waren, verstärkten diese Empfindung zusätzlich.)

Zusammenfassung: an einem Tag Alpen, an einem anderen Tag Mittelmeer und wieder an einem anderen Wüste von Nevada…
So wie Letzteres erschien uns Bannockburn, eine verlassene Goldgräberstätte. Hier schliffen Erosion und harte Arbeit von Goldgierigen aus längst vergangenen Tagen, für uns noch nicht erlebte Felsen aus dem Boden. In diesem, wie wir dann erfuhren, wirklich trockensten Gebiet Neuseelands, wurden einst ungeheure Mengen Wasser vergeudet für eine spärliche Goldausbeute, die das Interesse am edlen Metall auch schnell wieder schwinden ließ. Auf der Suche nach Gold gingen wir beide freilich auch leer aus, aber stießen dafür auf einen verlassen Obstgarten, in welchem wir mundraubartig doch noch unter die Obstpflücker gingen und unsere Gier nach frischen Aprikosen stillten. Das taten wir in der Hoffnung, dass die noch merklich sauren Früchte vielleicht noch etwas nachreifen werden. Jedenfalls ist nach gesammelten Erfahrungen solches Saisonobst aus dem Supermarkt auch erst nach einigen Tagen „Auto-Nachreifung“ genießbar.

Queenstown bescherte uns einen weiteren schönen Tag. Diese Stadt ist recht klein, zählt zwar nur rund 10000 Einwohnern ist aber trotzdem nicht sonderlich gemütlich, dennoch macht gerade ihre bestimmt höchste Besucherdichte Neuseelands sie zu einem sprudelnden, lebendigen Ort, in dem man durch viele neu aus der Erde gestampften Geschäfte viel Zeit verbummeln kann und jede Menge zu sehen bekommt. Durch die Passagen bis zum Hafen kreuzten unsere Wege die von Familien, wie Jugendlichen auf der Suche nach Xtremen Schnellbootfahren, nach Xtremen Bungeejumping von Xtrem hohen Brücken, nach Xtrem Kanufahren oder einfach nur nach einem leckeren Kaffee. Nur eine einfache Kugel Eis war nirgends zu haben.

Wir behalten den Wetterbericht im Auge und planen unsere Weiterreise in die Milford Sounds.

Lake Matheson spiegelt das was vom Bergpanorama zu sehen ist.

Paula vom permanenten Regen entmutigt.

Marten vorm Fox-Gletscher.


Paula vor Felswänden am Fox-Gletscher.

Auf dem Weg von Makarora nach Wanaka..
 
Stürmischer Wellengang am Lake Wanaka.

Wo bitte ist der Ausgang?
Paula schrumpft...

Marten versucht sich als Goldgräber.

Paula in Bannockburn.

Blick über die Wüstenlandschaft.

Verlassene Siedlung mit Obstgarten.

Paula erkundet Queenstown.



2 Kommentare:

  1. Ich kann wirklich keine Robben entdecken...trotz Brille. Euro Fotos sind sehr schön und ergänzen Eure Beschreibungen.Ich kann mir schon vorstellen, dass ihr die Schönheit der Umgebung gar nicht mehr so wahrnehmen könnt.Für uns ist es einfach nur gigantisch und kaum vorstellbar. Geniesst die Zeit -liebe Grüße Hartmut und Marionzu l

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  2. Freut uns, dass ihr die Puzzlingworld geknackt habt und wir wieder etwas von euch lesen dürfen.
    Haben gerade eine "Nadel" bei Queenstown in die Landkarte von NEW ZEALAND gesteckt, um eure Position zu markieren, da erzählt diese doch von einem Kiwi- und Birdlife Park. Habt ihr diesen schon besucht und `nen Kiwi flattern sehn?!
    Da seid ihr ja schon ziemlich südlich, auf der Te Wai Pounamu (steht auf der Karte in Klammern hinter "Südinsel")
    Freuen uns auf weitere glorreiche Erlebnisse!
    Herzliche Grüße Ines und Ulrich!

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