Dienstag, 29. Januar 2013

Geografische Reisehalbzeit



Endlich haben wir ihn gefunden, den passenden Gastgeber für einen HelpX-Austausch…
HelpX ist, ähnlich der Wwoof-Organisation, eine internationale Internetplattform auf der Farmer, Bed and Breakfast-Besitzer, Familien und viele mehr, Reisende suchen, die für einige Stunden Arbeit pro Tag mit Kost und Logis entlohnt werden.
Als uns zum ersten Mal von solch einer Möglichkeit erzählt wurde, dachten wir, dies könnte eine super Sache sein, um etwas Abwechslung in unser pausenloses Reisen durch Neuseeland zu bringen. Nur ein kleines „Eintrittsgeld“ war zu entrichten, um sich auf diesem Arbeitsmarkt umsehen zu können. Die unzähligen Arbeitsangebote, aus allen Regionen Neuseelands überforderten uns vorerst komplett. Wir suchten die Region heraus, die wir gerade bereisen wollten und stöberten durch die Anzeigen unserer potenziellen Gasteltern. Bei diesem Überangebot sollte es schon nicht allzu schwer werden, spontan die ersten Kontakte zu knüpfen und ohne größeren Aufwand für ein, zwei Wöchlein für etwas Arbeit die Reisekasse vor weiteren Ausgaben zu verschonen, dachten wir naiver Weise.
Aber auch dieser neuseeländische Markt ist hart umkämpft, da der enorm hohe Anteil nichtneuseeländischer Jugendlicher die gleiche Strategie wie wir verfolgt und sich keine Gelegenheit entgehen lässt um Geld zu sparen.
Dementsprechend waren wir die letzten fünf Wochen am Telefonieren und Emails Schreiben, um uns bei einem „Arbeitgeber“ zu bewerben, erfolglos, weil wir uns nicht schon Monate im Voraus festlegen konnten, zu welcher Zeit wir an welchem Ort sind, um ein „Helfer“ zu werden.
Doch vor zwei Wochen haben wir uns umentschieden und von einer nett wirkenden Frau aus Dunedin einen Termin für den 1. Februar geben lassen. Dort dürfen wir ihr für eine Woche im Haushalt und im Garten zur Hand gehen. Wir sind sehr gespannt…
Vom vergangen Milford Sound-Abenteuer bis zu unserer Verabredung in Dunedin haben wir also wieder einmal fast zu viel Zeit, um unsere Tage mit ansprechenden Aktivitäten zu gestalten.

Am südlichsten Punkt der Südinsel Neuseelands findet man das kleine Fischer- und Fährstädtchen  Bluff, von dem man zur Stewart Insel übersetzen kann. Für die Fährfahrt zur diesem rund 1700km² großen, 400 Einwohner zählenden Inselchen, welches mit seinen 200 km Wanderwegen die Wanderlust verspricht, konnten wir uns zwar nicht begeistern, ließen aber dennoch unsere Blicke von einem  Aussichtspunkt über den Ozean schweifen und konnten das Eiland am Horizont erahnen. Ein Blick in die andere Richtung zeigte die ganz und gar nicht malerische Siedlung Bluff, die uns weder mit den im Hafenbecken verrostenden Schiffen noch mit seinem riesigen Aluminiumwerk die Austern schmackhaft machen konnte, für welche es in ganz Südneuseeland bekannt ist.

An diesem Punkt Neuseelands erreichten wir unsere geografische Reisehalbzeit und fahren nun wieder in den Norden..

..entlang der Catlins Küste haben wir bisher fast keine regionale Sehenswürdigkeit ausgelassen. Zwar wurden die neuseeländischen Niagara Fälle für uns beide zur Niagara Falle, da wir die in einer Broschüre erklärte Namensgebung durch einen humorvollen Neuseeländer erst verstanden hatten, als wir fassungslos vor einer kaum zu erkennenden Stromschnelle in einem kleinen Bach standen, dennoch entschädigte der Umweg, welchen wir dafür in Kauf nahmen, mit einer tollen Übernachtungsmöglichkeit. Ein Zeltplatz, der Ausgangspunkt für eine Tiersafari  ist, bei der man bei Anbruch der Dämmerung majestätische Seelöwen, quirlige Delphine und die seltensten Pinguine der Welt beobachten kann. Seelöwen und Delphine bekamen wir nicht zusehen, dennoch bot sich der Anblick gestrandeter Seekühe und Walrösser, die sich in ihren Kartoffel-Chipstüten verfangen hatten. Ebenso belustigten uns zwei tatsächlich die nur mit Glück anzutreffenden „Yellow-Eyed“ Pinguine mit ihrem unverkennbaren watschelnden Pinguingang.
Am nächsten Morgen stellten wir seit langer Zeit mal wieder einen Wecker, um uns pünktlich bei Ebbe die Cathedral Caves anzuschauen. Diese 199 Meter langen und 30 Meter hohen Höhlen, die das raue Meerwasser über Jahrtausende aus den Felsen  spülte, sind nur in einem kurzen Zeitfenster vom Strand aus zugänglich. Sehr beeindruckend!

Die Südinsel Neuseelands lernten wir bis jetzt schon ziemlich gut kennen, außerdem sorgen die wenigen Straßen dafür, dass wir immer wieder den gleichen Reisenden begegnen, die sich wie wir auf der verzweifelten Suche nach Handyempfang und jeglichen Kontakt zu zivilisierten Welt befinden.

Ps.: Unsere Träume werden nicht mehr von der kleinen Maus bestimmt, die schon vor einigen Tagen die Mitfahrgelegenheit kündigte, sondern von der Cadbury-Schokoladen Welt in Dunedin, deren Besuch wir eigentlich kaum noch erwarten können, um im Schokoladenrausch die Qualität der Produktion überprüfen zu können…..


Monkey Island, auf dem Weg von Te Anau nach Invercargill
 
Die zwei weißen Punkte sind Pinguine, im Vordergrund ist ein zu Stein gewordener Wald zu erkennen.

Paula wirkt vorm Eingang der Cathedral Caves noch kleiner.

 



   
Eines unserer Highlights auf unserem Weg nach Dunedin.





Dienstag, 22. Januar 2013

PFFFT TAPPELTAPPELTIPTAPCHRPCHRP SSSSSSSSSS



PFFFFFFFFFT.
Unsere gute Luftmatratze hat den Geist aufgegeben. Irgendwann in der Nacht wurden wir wach und fanden uns auf der harten Unterlage des Autos wieder. Ein Loch war nirgends zu sehen, es wird vermutlich das Ventil kaputt gegangen sein. Oder gab es etwas Anderes in unserem Auto, von dem wir noch nicht wussten???
So begann eine Reihe schlafloser Nächte im friedlichen Fjordland Neuseelands.

Das Fjordland im Süden der Südinsel gilt als gewaltigster und spektakulärster Landstrich Neuseelands. Gekennzeichnet von schroffen, alpinen Bergen, langen, klaren Seen, Fjorden und Schluchten zählt es sogar zum Weltnaturerbe. Eine solche Landschaft entsteht natürlich nicht in warmen, trockenen Gebieten, sondern eben nur hier, in der mit 7000mm Niederschlag pro Jahr regenreichsten Region Neuseelands. Auch für uns machte das Wetter keine Ausnahme, aber wenn man schon mal in der regenreichsten Region eines Landes ist, dann wäre es ja fast tragisch, diese in einer Trockenzeit zu erleben! Also warteten wir dieses Mal sehr optimistisch auf den perfekten Tag für einen atemberaubenden Ausflug in die Fjorde.

Das Warten verbrachten wir mit kleinen Wanderungen in Manapouri durch geschützte Wälder, an Flüssen entlang, durch die (wie wäre es anders möglich) auch die Hobbits schon geschwommen sind.
Außerdem gönnten wir uns eine neue Luftmatratze. Nun waren wir um eine Picknickdecke (aus der alten Matratze) und ein paar Nächte erholsamen Schlafes reicher…
Mit unserem neuen Bett im Gepäck fuhren wir nach Te Anau, einem kleinen Touristenort und Ausgangspunkt für alle Ausflüge ins Fjordland. Dort studierten wir ausführlich den Wetterbericht. Eigentlich ist das mit dem Wetterbericht hier auf den Inseln immer so eine Sache, meist muss man genau mit dem Gegenteil des Vorhergesagten rechnen, doch dieses eine Mal hat der Maori-Wettergott uns nicht im Stich gelassen. Wir stellten fest, dass wir noch drei Nächte abwarten müssten, um den idealen Tag für eine Fahrt durch den Milford Sound abzupassen.

TAPPELTAPPELTAP TIPTAPTIPTAP CHRPCHRPCHRPCHP.
Ein leises Tippeln und Rascheln riss uns aus dem erholsamen Schlaf auf der neuen, prall aufgepumpten Matte. Zu unseren Fußenden, dort wo wir unser Essen in Kisten lagern, trieb sich etwas herum. Marten pirschte sich mit der Taschenlampe heran und fand eine Spur aus Müslikrümeln auf dem Boden. In der dazugehörigen Tüte war ein münzgroßes Loch. Hineingefressen.
Inspektor Marten ging der Fährte nach, bis er auf der Mittelkonsole über unseren Köpfen einer kleinen braunen Maus in die großen Knopfaugen leuchtete. Das war also unser Übeltäter. Mitten in der Nacht waren wir dann aber doch ein bisschen lustlos, noch weiter auf Mäusejagd zu gehen und ließen uns irgendwann wieder von den Tappelgeräuschen auf unseren Schlafsäcken einschläfern. Im Traum aber schmiedeten wir schon tollkühne Pläne und bauten wundersame Fallen, bangten aber auch ein bisschen um unsere schöne Luftmatratze.
Die nächsten beiden Tage in Te Anau standen für uns ganz im Zeichen der Maus. Irgendwie hatten wir beide auch ständig einen Ohrwurm vom Lied der Sendung mit der Maus.
Wir entschieden uns dafür, gleich mehrere Fallen aufzubauen. Wir füllten ein Nutellaglas und Flaschen mit dem Müsli, von dem wir ja schon wussten, dass es der Maus schmeckte, und bauten aus Flaschenhälsen Trichter. Marten nahm das halbe Auto auseinander, um sicherzugehen, dass nicht schon irgendwo ein kleines Mausenest lag. Das Mäuschen besuchte uns auch in den folgenden zwei Nächten, zeigte aber leider wenig Interesse an unseren ausgetüftelten Fallen. Vielleicht hatte sie sich unser Müsli schon übergegessen.
Von nun an wollten wir sie mit Ignoranz strafen und unser Leben nicht länger von ihr bestimmen lassen.

Ob mit oder ohne Maus an Bord, wir machten uns auf den Weg zum Milford Sound. Von Te Anau führt eine 120km lange, landschaftlich sehr reizvolle Straße nach Milford, für die man mindestens 2,5 Stunden Fahrtzeit einplanen sollte.
Praktischerweise fahren hier auch enorm viele Reisebusse und Tourenveranstalter lang, die einem zeigen, an welchen Aussichtspunkten man unbedingt eine kleine Rast einlegen sollte. So erblickt man (wenn das Wetter mitspielt und man über die chinesische Mauer aus Fotoapparaten hinübersehen kann) schon beeindruckende Bergpanoramen.
Eine spezielle Sehenswürdigkeit auf der Westseite der Südinsel und auch auf der Milford Road ist der Kea. Ein besonders frecher und zahmer Bergpapagei mit eigentümlicher Vorliebe für alles, was aus Gummi ist. Überall wird groß davor gewarnt, ihn zu füttern, da die Energie unserer Nahrung von ihm nicht verwertet werden kann und ihn hyperaktiv macht. Leider verstehen viele Touristen die Warnungen entweder nicht, oder finden es einfach zu putzig, wie so ein Vogel fürs Foto lächelt, wenn er ihnen aus der Hand frisst.
Doch erst der Energieüberschuss bringt ihn auf spitzbübische Ideen, beispielsweise an Autos zu nagen.  Neben der Maus wäre anscheinend auch der Kea ein potentieller Angreifer unserer Luftmatratze, wir fütterten ihn also lieber nicht und bekamen trotzdem schöne Fotos mit ihm.

Nachdem wir noch einen Tunnel durchquerten, der nach europäischen Maßstäben sicherlich etwas kritisch gewesen wäre, bot sich uns endlich der Blick auf die Fjordlandschaft. Steile Felswände mit Wasserfällen, Gletscherzungen, nebelverhangene Schneegipfel und letztendlich auch der majestätische Milford Sound.
Für den nächsten Morgen hatten nun endlich auch wir einmal eine kleine Tour gebucht. Eine Bootsfahrt durch den Milford Sound. Um pünktlich in See stechen zu können übernachteten wir auf einem extrem vollen Campingplatz in Milford und warteten auch noch die letzten paar Regentropfen ab.
Hier schlossen wir endlich enge Bekanntschaft mit der extrovertierten Sandfliege.
Diese ist auf der Südinsel eine wirkliche Plage und offiziell auch der Grund dafür, dass sich im Fjordland keine Menschen angesiedelt haben. Abgeschiedenheit und Regenwetter sind den Neuseeländern anscheinend egal, aber gegen dieses Insekt ist man hier wirklich machtlos. Zum Glück sind Sandflies nur tagaktiv. Unsere Nachtruhe wurde also nur durch unser unruhiges Unterbewusstsein und Überempfindlichkeit allen Krabbelgeräuschen gegenüber gestört.

Für den nächsten Tag brauchten wir aber auch besonders ausgeruhte Augen, denn die Bootsfahrt war wirklich lohnenswert.
Wir hatten ein  vergleichsweise kleines Schiff, das nicht von großen Reisegruppen dominiert wurde. So konnten wir es uns auf dem unteren Deck gemütlich machen und mit einem heißen Morning Tea unverstellte Aussichten genießen. Auf dem Schiff waren vielleicht 30 Menschen, aber mindestens doppelt so viele Kameras. Dazu (und zu unserer Unterhaltung) trug vor allem eine japanische Familie bei, die sich immer wieder gegenseitig beim Fotografieren und Filmen fotografierte und filmte.
Wirklich spektakulär war aber der Milford Sound, der berühmteste Fjord  Neuseelands, eingerahmt von schroffen Felswänden und bis zu 2000m hohen Bergen.
Bei unserer Losfahrt war alles noch vom morgendlichen Nebel und Wolken verhangen, doch nach und nach gab die Sonne immer mehr von den verzaubernden Gebirgen preis. Wir sahen 150m lange Wasserfälle aus senkrechten Felswänden entspringen, eine Robbenkolonie, die sich in der Morgensonne auf Steinen fläzte, immer wieder schneebedeckte Berge und letzten Endes den weite, offene Meer. Wahrscheinlich war die Sicht mit ein bisschen Nebel viel spannender und aufregender, als wenn von Anfang an alles in der Sonne gestrahlt hätte. Bloß der knapp 1700m hohe Mitre Peak, der sich direkt aus dem Fjord zu erheben scheint, verwehrte uns bis zum Schluss seinen Anblick.

Um uns gebührend vom majestätischen Fjordland zu verabschieden nutzten wir auch auf der Rückfahrt nochmals die Vorzüge der Milford Road. Dabei fielen für uns eine Wanderung zum Key Summit ab, die uns mit noch mehr tollen Ausblicken entlohnte, sowie ein paar weitere in Neuseeland ja so beliebte Spiegelseen. Diesmal war die Oberfläche der Seen aber auch wirklich spiegelglatt und in ihm konnten sich ein rundum glücklicher Marten und eine ebenso rundum zufriedene Paula spiegeln.

SSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSS.
Nur die Nachtruhe wurde uns wieder einmal nicht gegönnt. In dieser Nacht schliefen wir zwar auf einer prallen Luftmatratze, mussten keine Sandfliegen fürchten und hörten auch nichts von unserem (vielleicht-)Haustier, denn alles wurde von einem markdurchdringenden Summen der Mücken übertönt, die uns halb auffraßen.
Mal sehen, wie lange wir noch schlaflos in Neuseeland sind und wer uns in den nächsten Nächten alles besuchen wird. Ein Opossum mit leuchtenden Augen haben wir schon ganz in der Nähe unseres Autos gesehen.
Wenn ich die Wahl zwischen unseren nächtlichen Ruhestörern habe, dann verhandle ich am liebsten nochmal mit der kleinen Maus, sie als Teilzeithaustier zu adoptieren. Solange sie unsere Luftmatratze verschont, uns die Mücken fernhält und nur das frisst, was wir ihr hinstellen, dürfte sie ruhig in ihrem Nutellaglas ein bisschen mit uns umherreisen. Doch sobald wir wieder Zuhause sind, reicht mir doch meine Katze als Haustier aus.
Dann kann es um uns herum so viel PFFFT TAPPELTAPPELTIPTAPCHRPCHRP und SSSSSSSSSSSSSSSSS machen, wie es will. Schnappi passt auf, wir drehen uns gemütlich im Bett um und sagen „PSSST!“

Inspektor Marten auf heißer Spur

Einer der zahlreichen Stopps auf der Milford Road

Marten belehrt den Kea, sich von unserem Auto fernzuhalten...

... trotzdem kann der freche Kea einfach nicht widerstehen!

Milford Sound im Morgenlicht

Paula genießt die Bootsfahrt


Hier nochmal ein Suchbild speziell für unsere fleißige Blogkommentatorin Marion

Ein 150m hoher Wasserfall stürzt sich in den Milford Sound


Der weiße Fleck rechts zwischen Felswand und Wasser ist nicht etwa ein kleines Paddelboot, sondern ein großer Passagierdampfer

Alpine Aussichten vom Fjord aus

Unsere Wanderung zum Key Summit

Blick über das Fjordland

Dienstag, 15. Januar 2013

Alpen, Mittelmeer und Wüste



Die Trauer um den verpassten Franz Josef Gletscher konnten wir ziemlich bald zurückschieben, weil uns Neuseeland die Möglichkeit bot, den Fox Gletscher zu besichtigen, welcher lediglich weitere 20 Kilometer südlich liegt. Diesen wollten wir gerne bei klarer Sicht und strahlendem Sonnenschein unter die Lupe nehmen, deswegen verbrachten wir noch zwei Tage im Fox Gletscher Dorf um auch der letzten dunkleren Wolke die nötige Zeit zu gewähren, den Himmel fürs Blau frei zu machen.
Nahe dem Dorf liegt der Lake Matheson, ein See, der einem das Gefühl vermitteln könnte, man blicke in ein Bilderbuch. Wenn der Wind nicht allzu heftig weht, dann wird auf seiner spiegelglatten Wasseroberfläche der Fox Gletscher, und die  ihn einschließenden Alpen projiziert. Wir passten eine Regenpause ab, sammelten unsere Badelatschen vom anderen Ende des Campingplatzes ein und fuhren zu diesem See…

Am nächsten Morgen weckten uns die Hubschrauberflotten der ortsansässigen Panoramafluganbieter, die im zehnminütigen Takt über unser Auto flogen, um die gut zahlenden Besucherströme aufs Gletscherglatteis zu führen.
Nun wussten wir, dass der sehnlichst erwartete sonnige Tag endlich da sein musste.
Inmitten scheinbar endlos in die Höhe ragender Felswände liegt der Foxgletscher und wirkt dabei fast etwas verloren, da er umgeben von diesen Felsmassiven eher an noch nicht restlos weggetauten Schnee aus dem letzten Winter erinnert. Leider steckte dieser die vergangene Zeit oder vielleicht auch das Klima nicht allzu gut weg. Wir passierten schon zwei Kilometer bevor wie den eigentlichen Gletscher erreichten das Informationsschild, welches Auskunft darüber gibt bis wohin sich die Eisschicht um 1750 erstreckte.
Noch hat er seinen Charme jedoch nicht ganz verloren und sein Eis erstrahlt in den leuchtendsten Farben, wenn sich das Sonnenlicht darin reflektiert. Für uns blieb der Gletscher zwar nicht zugänglich und nicht zum Anfassen, aber er ist auf jeden Fall, so lange es diesen noch gibt, einen Besuch wert.

Nachdem der vorerst gesperrte, schlammüberspülte Haast-Pass nach umfassenden Straßenarbeiten wieder  befahrbar war, stand uns dementsprechend nichts mehr im Weg, um die Weiterfahrt von der Westküste über die südlichen Alpen Richtung Queenstown anzutreten.
Der Haast-Pass beginnt mit dem Ort Haast und endet mit dem Ort Makarora. (oder eben andersherum, abhängig davon aus welcher Richtung der Pass befahren wird) Beide Orte werben nicht unbedingt mit ihrer Schönheit, dennoch sind diese die letzten Möglichkeiten einer Pause, bevor die zweistündige Autofahrt-Passüberquerung auf sich genommen wird.
In Makarora verbrachten wir eine Nacht, umgeben von den alpinen Bergausläufern mit schneebehangenen Gipfeln. Dabei fiel uns auf, dass wir oft gar nicht mehr richtig wahrnehmen in welcher wunderbar malerischen Landschaft wir uns eigentlich befinden, weil uns in Neuseeland Schönheit in jeder Landesecke begleitet. Doch um sich in Europa einen Zeltplatz in einem solchen atemberaubenden Ambiente, den man sich meist nur mit drei anderen Campern teilt, leisten zu können, müsste man wahrscheinlich vermögender sein.
Die weiteren 70 Kilometer Straße, die uns von unserem nächsten Ziel Wanaka trennten, schlängelte sich entlang zweier scheinbar niemals endender Seen, die in Neuseeland in ihrem unglaublich klaren Wasser und in ihrer blauen Farbe selten übertroffen werden. Wanaka konnten wir, nach unseren neuen Maßstäben, dank besten Wetters, als kleines, nettes, überschaubares Städtchen genießen, sodass uns nicht einmal die recht frische Gebirgsbriese, die den halben See übers Ufer trieb, störte. (Dementsprechend stand nicht nur das Gewächs, welches die Uferpromenade schmückte unter Wasser, sondern auch Strommasten und deren Hinweisschilder, die vor lebensbedrohlicher Hochspannung warnen. Aber nach Baden ist uns bisher sowieso noch nicht zumute.)

Da wir in Neuseeland nur schwer unsere kulturellen Gelüste befriedigen können, lassen wir im Grunde genommen kein Museum unbeachtet. Deswegen war auch Wanakas „Puzzlingworld“ ein Muss für uns. In diesem ließen wir unsere sämtlichen Sinne von Experimenten und optischen Illusionen täuschen. Ein quadratisches Labyrinth, in welchem man nacheinander den Weg zu allen seiner vier Ecken und anschließend wieder zurück zum Ausgang finden musste, bereitete uns ein anderthalbstündiges Kopfzerbrechen.
Auf der nächsten Etappe hatten wir die Alpen, auch den „regenwäldlichen“  Busch schon längst hinter uns gelassen und fanden uns mitten in der Wüste, im Ort Cromwell wieder. Für uns das trockenste Gebiet, welches wir bis jetzt in Neuseeland kennenlernten, für Neuseeland eines der ergiebigsten Obstanbaugebiete. Auf diese Weise saßen wir im Nu auf einem Zeltplatz, zwischen unzähligen jugendlichen  Saisonarbeitern aus Europa bis Lateinamerika, zwischen grölenden Meuten bis zu yogaausführenden Einzelgängern. JA auch die Küche, die einer Müllhalde glich, auf der man in jedem Moment den dazugehörigen Rattenschwanz zu entdecken glaubt, wurde ein neues Highlight für uns zwei.
Den abendlichen Spaziergang widmeten wir einem Besuch der in Cromwell nachgebauten Siedleraltstadt. Dort schlenderten wir durch enge Gassen vorbei an kleinen aus Feldstein errichteten Läden und fühlten uns  direkt in ein mediterranes Dorf versetzt. (Die knappen 15°, die es an diesem Tag wärmer waren, verstärkten diese Empfindung zusätzlich.)

Zusammenfassung: an einem Tag Alpen, an einem anderen Tag Mittelmeer und wieder an einem anderen Wüste von Nevada…
So wie Letzteres erschien uns Bannockburn, eine verlassene Goldgräberstätte. Hier schliffen Erosion und harte Arbeit von Goldgierigen aus längst vergangenen Tagen, für uns noch nicht erlebte Felsen aus dem Boden. In diesem, wie wir dann erfuhren, wirklich trockensten Gebiet Neuseelands, wurden einst ungeheure Mengen Wasser vergeudet für eine spärliche Goldausbeute, die das Interesse am edlen Metall auch schnell wieder schwinden ließ. Auf der Suche nach Gold gingen wir beide freilich auch leer aus, aber stießen dafür auf einen verlassen Obstgarten, in welchem wir mundraubartig doch noch unter die Obstpflücker gingen und unsere Gier nach frischen Aprikosen stillten. Das taten wir in der Hoffnung, dass die noch merklich sauren Früchte vielleicht noch etwas nachreifen werden. Jedenfalls ist nach gesammelten Erfahrungen solches Saisonobst aus dem Supermarkt auch erst nach einigen Tagen „Auto-Nachreifung“ genießbar.

Queenstown bescherte uns einen weiteren schönen Tag. Diese Stadt ist recht klein, zählt zwar nur rund 10000 Einwohnern ist aber trotzdem nicht sonderlich gemütlich, dennoch macht gerade ihre bestimmt höchste Besucherdichte Neuseelands sie zu einem sprudelnden, lebendigen Ort, in dem man durch viele neu aus der Erde gestampften Geschäfte viel Zeit verbummeln kann und jede Menge zu sehen bekommt. Durch die Passagen bis zum Hafen kreuzten unsere Wege die von Familien, wie Jugendlichen auf der Suche nach Xtremen Schnellbootfahren, nach Xtremen Bungeejumping von Xtrem hohen Brücken, nach Xtrem Kanufahren oder einfach nur nach einem leckeren Kaffee. Nur eine einfache Kugel Eis war nirgends zu haben.

Wir behalten den Wetterbericht im Auge und planen unsere Weiterreise in die Milford Sounds.

Lake Matheson spiegelt das was vom Bergpanorama zu sehen ist.

Paula vom permanenten Regen entmutigt.

Marten vorm Fox-Gletscher.


Paula vor Felswänden am Fox-Gletscher.

Auf dem Weg von Makarora nach Wanaka..
 
Stürmischer Wellengang am Lake Wanaka.

Wo bitte ist der Ausgang?
Paula schrumpft...

Marten versucht sich als Goldgräber.

Paula in Bannockburn.

Blick über die Wüstenlandschaft.

Verlassene Siedlung mit Obstgarten.

Paula erkundet Queenstown.