Am Morgen, vor dem wir das letzte Mal gebloggt hatten, haben
wir nicht schlecht aus der Wäsche geguckt. Als wir uns ein schönes
Müsli-Frühstück zubereiten und die Milch dazu aus dem Kühlschrank in der
Gemeinschaftsküche holen wollten, mussten wir feststellen, dass der Kühlschrank
über Nacht komplett ausgeräumt worden war.
Eigentlich wird man ja auch in allen Ratgebern und von Reisenden gewarnt, dass Hostels und Gemeinschaftsräume Diebe geradezu magisch anziehen, man nimmt es zur Kenntnis und passt auf seine Wertsachen besonders gut auf. Aber auf die Idee, dass irgendwelche Camper ein besonderes Interesse für geöffnete Maisdosen und Käsereste hegen, kommt man dann doch nicht. Uns wurden also nicht nur die Milch, sondern auch noch alle anderen Lebensmittel im Wert von bestimmt 20 NZ-Dollar geklaut, was schon ärgerlich ist. Der Platzwart hatte eine Gang von Motorrad- und Quadfahrern im Verdacht, die wahrscheinlich die Lebensmittel auf ihrer Tour, ganz cool auf lauten, stinkenden Motorrädern am Strand entlang fahrend, als Proviant mitgenommen haben. Davon ließen wir uns aber nicht die Laune verderben, sondern nutzten die Gelegenheit, einen riesigen Supermarkt, Pak’n’Save, aufzusuchen, uns ein wenig zu trocknen und aufzuwärmen. Wir verbringen hier übrigens seehr viel Zeit im Supermarkt. Unter einer Stunde kommen wir selten hinaus, weil man hier wirklich die Preise vergleichen muss und die Wahl zwischen 100 Sorten Toastbrot uns noch ziemlich schwer fällt. Unser Favorit ist bis jetzt das „German Rye Bread“, das einzige Brot, das hier wenigstens den Anschein macht, ein bisschen Vollkorn zu enthalten. Beim genaueren Blick auf die Zutatenliste muss man allerdings feststellen, dass darin weitaus mehr E’s und Farbstoffe als Vollkornmehl verwendet werden. Auch Bäckereien, die mehr sind als ein Sandwich-Takeaway, sucht man hier vergeblich. Ich verstehe nicht, warum die Menschen hier solche Angst vor dunklem Mehl haben und sich so sehr an ihre weißen Toasts und Burgerbrötchen klammern. Eine Backspezialität haben wir dann aber doch noch für uns entdeckt, nämlich Scones: lockere, duftende, buttrige Teigbrocken, die es sowohl süß, mit Rosinen oder Datteln im Teig, als auch salzig, vor allem mit Käse, in den meisten Supermärkten zu kaufen gibt. In einer Campingplatzküche habe ich ein Rezept für Cheese-Scones entdeckt, das ich hier (extra für Ida!!) reinschreibe. Viel Spaß beim Backen! ;)
Cheese-Scones
Man nehme: 4 ½
Tassen Mehl
1 ½ EL Backpulver
1 TL Salz
½ TL Paprikapulver 50g Butter 2 ½ Tassen Streuselkäse 2 ¼ Tassen Milch - Den Backofen auf 180°C vorheizen. - Alle trockenen Zutaten in einer Schüssel vermischen, - Butter, Käse und Milch hinzufügen und zu einem Teig kneten. - Den Teig auf einem bemehlten Brett gut ausbreiten und in 10 – 12 Stücke schneiden. - Die Stücke zu runden Teigklumpen (Scones) kneten, auf ein bemehltes Blech legen und in den Ofen schieben. - Nach ca. 30 bis 40 Minuten Backzeit sind die Scones gut! Am besten schmecken die Scones warm und mit gesalzener Butter. Wir freuen uns hier über alles, was irgendwie warm ist, weil das Wetter hier im Oktober genauso wie bei uns im April ist. Es gibt kaum einen Tag, an dem es mal nicht regnet und die Nächte sind noch extrem kalt, manchmal nur knapp über dem Gefrierpunkt. Dazu kommt dann noch der Wind, der vor allem an der Küste der Tasmanischen See sehr stürmisch ist. (Am Pazifik ist es, wie der Name ja auch sagt, wirklich sehr still.) Obwohl wir es in unserem Auto schon fast gemütlich haben, in Schlafsack und Decken gekuschelt, haben wir bis jetzt kaum eine Nacht durchgeschlafen, ohne frierend aufzuwachen. Aber wir nehmen uns jetzt jede Nacht eine heiße Wärmflasche mit ins Bett, die uns wenigstens ein bisschen Wärme spendet. Und sobald die Sonne tagsüber draußen ist, wird es hier ja auch schon sehr heiß. Als wir nach dem Kühlschrank-Raub vom Ninety-Miles-Beach gen Süden aufgebrochen waren, verbrachten wir eine Nacht auf einem traumhaften Campingplatz mitten in den Dünen und machten uns danach auf zum Muriwai Beach. Muriwai Beach ist eine Art kleines Naturreservat an der Tasmanischen See. Hier gibt es viele kleine Wanderwege durch tropisch wirkende Urwälder. Berge und Flusslandschaften. Manche Wanderwege sind sehr gut erschlossen. So zum Beispiel der Weg zur Tölpelkolonie am Muriwai Beach. Über Felsen und vorbei am wilden Meer kommt man schließlich zu einem Aussichtspunkt, an dem man die Tölpel auf ihren Nestern am Felsen nisten sehen kann. Beeindruckend sah es aus, wie sich die fliegenden, weißen Vögel mit dem Schaum der riesigen Wellen am Himmel zu einer weißen Wolke vermischten!
Andere Wanderwege sind zwar groß ausgeschildert,
zwingen einen aber zum Aufgeben, wenn man nicht vollends in Matsch und Schlamm
versinken möchte. Das könnt ihr auf unserem Bild vom „Golden Bush Walk“ sehen.
Genauso lebhaft wie die Tasmanische See war auch die Stimmung auf dem Campingplatz. Anscheinend fand hier genau an diesem Wochenende ein großes Maori-Gemeindetreffen statt. Bestimmt 50 Maori trafen sich hier zum Gospel singen, aber vor allem zum Essen. Das war echt herrlich. Die Maori-Frauen blockierten eigentlich den ganzen Tag die Küche, da sie dort Burger, Hähnchenschenkel, Würste( und alles was sonst noch schön dick macht) brieten. Hoffentlich können wir uns irgendwann noch davon überzeugen, dass die neuseeländische Küche noch ein bisschen mehr zu bieten hat… Mittendrin saßen wir in der verbrutzelten Küche, ganz bescheiden an unserem Salat, und ließen uns von den Maori beschallen. Aber auch hier hat uns das Wetter letztendlich weitergetrieben. Letzte Nacht standen wir in Huntly, einer kleinen Industriestadt mit Neuseelands größtem Kohlekraftwerk, an einem hübschen See. Hier haben wir Bekanntschaft mit dem Pukeko (Purpurhuhn) geschlossen. Das ist ein Vogel, dem man die Abstammung vom Dinosaurier noch ziemlich genau ansehen kann. Und jetzt sind wir auf dem Weg nach Hamilton. Dort möchten wir eine Frau besuchen, die aus Deutschland ausgewandert ist und nun hier lebt. Wir sind schon ganz schön gespannt, was sie uns zu erzählen hat und ob sie die Unterschiede zu Deutschland genauso wahrnimmt wie wir. ![]() |
Paula auf dem Weg zum Meer |
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Tölpel-Kolonie an der stürmischen tasmanischen See |
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Neuseeländische Wanderwege sind für Fußgänger wie neuseeländische Straßen für Autos. |
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Pukeko |
DANKE für das sconesrezept ich werde es bald mal ausprobieren ;-)
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