In Hamilton wurden wir sehr herzlich von Anne und ihrer
Familie empfangen. Wir haben uns sofort wie Zuhause angekommen gefühlt. Es gab
viel zu erzählen und zur Begrüßung ein sehr leckeres Essen. Wir haben uns in
den drei darauffolgenden Tagen, wie beim perfekten Dinner, gegenseitig bekocht.
Nun kennen wir auch das neuseeländische National-Dessert: Pavlova, eine Bombe
aus Baiser, Sahne und frischem Obst!
Es war sehr schön nach zweieinhalb Wochen Dauerfrieren mal wieder ein
schützendes Dach über dem Kopf zu haben und ein warmes Zimmer zum Schlafen.
Aber vielleicht zu früh gefreut? In Neuseeland haben die Häuser keine Heizungen,
schon gar keinen eventuell isolierenden Keller, also ist es im Haus meist noch
kälter als draußen. Doch bei Anne gab es eine extra für uns bereitgestellte
kleine Elektroheizung, die uns wieder Hoffnung schenkte.
Hamilton ist eine Stadt, die, wie es im Reiseführer heißt,
gerade sehr aufblüht. Es gibt eine große Universität, viele Studenten, viele
bunte Läden, Cafés, Museen, Stadtleben und sogar einen historischen Stadtkern.
Und Tatsächlich – beim Flanieren durch die Stadt wurden wir
entgegen aller Voreingenommenheit angenehm überrascht.
Eine sehr kurzweilige Woche hatte begonnen.
Am nächsten Tag machten wir uns zu den Hamilton Gardens auf –
„der grünen Lunge der Stadt“- diese gönnt man sich nach einem Stadtbesuch doch
recht gerne mal, da durch alle größeren Städte auch die großen Motorways des
Landes führen und in Neuseeland noch nicht allzu viel von Abgasreinigung
gehalten wird.
Auf dem Weg dorthin, lernten wir wieder einen neuen netten Neuseeländer kennen,
der panisch auf uns zu rannte und erzählte, dass sein Auto liegen geblieben
ist, er sein Handy vergessen hat und ihm auch keine Nummern mehr einfallen, die
er anrufen könnte.
Er brauchte also unser Handy und einen guten Rat. Nachdem
wir ihn fragten, ob er uns ausrauben wolle und er verneinte, begannen seine
Telefonate mit Polizei und Abschleppdienst, die aber zu keinem Erfolg führten.
Im Gespräch mit uns viel ihm aber plötzlich doch wieder ein, dass sein Tank
schon ziemlich leer gewesen war..
Die Hamilton Gardens sind wunderschön arrangiert. Beim
Schlendern durch sie hindurch kann man alle Kontinente bereisen. Aber dadurch,
dass es in Neuseeland eigentlich immer verhältnismäßig mild ist (jedenfalls
gibt’s keinen permanenten Bodenfrost) und es eigentlich ständig regnet ist es keine
große Kunst, Pflanzen wachsen zu lassen, wie man ja am Rest des Landes sieht.
Nach drei Übernachtungen in Hamilton machten wir uns auf den
Weg nach Hobbiton (im Deutschen Hobbingen), eigentlich Matamata, das wohl vor
den „Herr der Ringe“- und den „Hobbit“- Verfilmungen auch nur ein kleines Kaff
war, in welches sich nur selten ein paar Rucksackdeutsche verirrten.
Auf dem Weg dorthin hatten wir eine recht hügelfreie
Strecke, auf der es uns eigentlich zum ersten Mal möglich war ungestört die
neuseeländische Radiovielfalt zu genießen, die uns schnell dazu brachte das Radio wieder auszustellen,
weil hier nun scheinbar endlich die 90er Jahre angekommen sind.
Man benötigt aber
auch nicht unbedingt ablenkende Musik, um sich besser darauf konzentrieren zu
können, keines der vielen überfahren Opossums noch einmal zu überfahren.
Opossums-Überfahren ist hier Volkssport, auch bekommen schon die kleinsten
Kiwis in Kinderliedern beigebracht, das „böse Opossum“ auszuschimpfen und nicht
gern zu haben. Was wir uns gar nicht nachvollziehen können, da wir denken dass
diese Tierchen lebendig eigentlich ganz niedlich sein müssten.
Kurz vor Matamata wird das Movieset auf vielen Schildern
ausgewiesen und auf der Straße dorthin fühlt man sich wirklich wie in das
beschauliche, hügelige, schafige Auenland versetzt.
In der Eingangshalle zur Hobbitwelt haben wir dann erfahren,
man könne sich für den schmalen Taler (66$ pro Person) eine Stunde lang in
einen Reisebus setzen, um dann zusammen mit einer japanischen Reisegruppe eine
halbe Stunde lang Bilder von den (mit stilechten Metallzäunen umgebenen)
Hobbithöhlen zu machen. – Wir haben uns dann doch für ein ausführlich kartographiertes
Buch entschieden, das alle Drehorte in ganz Neuseeland zeigt und zusätzlich
noch von „Ian Brodie“ (Wer auch immer das sein mag…) handsigniert wurde.
Eine weitere Empfehlung von Anne führte uns zu den am Fuße
eines Vulkanmassivs gelegenen „Opal Springs“, einem kleinen Thermalgebiet, in dem
man natürlich auch mal wieder zu einem sehenswerten Wasserfall wandern kann.
Opal Springs bot uns eine ganz neue Art von Camp Site, die wir auch sofort zu
unserer bisher liebsten Übernachtungsmöglichkeit gemacht haben. Auf dem
Campinggelände gibt es Mineralbecken mit Temperaturen von 30°C-42°C, in denen
sich der ohnehin schon total erschöpfte Reisende nach Belieben weichkochen
lassen kann.
Den Waiwere- Wasserfall haben wir uns natürlich auch nicht
entgehen lassen. Eine Zwei- Etappen-Wanderung, die zuerst neun Kilometer entlang
einer typischen neuseeländischen Präriestraße (menschen- und fahrzeugleer) zu
einem Parkplatz führte und dann noch einmal zwei Kilometer, gefühlter Höhenunterschied,
durch den Dschungel zu einem wirklich
atemberaubenden Wasserfall.
Am Ende des Tages blickten wir dann auf unsere 22 Kilometer
lange Tour zurück, aber als wir gerade auf dem Weg waren die doch recht
erschöpften Beine im heißen Becken zu entspannen, machte uns das Auto erst
einmal einen Strich durch die Rechnung:
Die fachmännisch nachgerüstete Alarmanlage zog mit seiner lauten Sirene schnell
die bösen Blicke der eigentlich immer freundlichen Campingnachbarn an und
brachte uns in eine überfordernde, unbehagliche Situation, die sich leider nicht
mal mit dem Fahrzeugschlüssel beheben ließ.
Nachdem ich die Batterie abklemmte und mit meinem Taschenmesser das halbe Auto
auseinander baute um die Alarmanlage ganz außer Betrieb zu nehmen stand unserer
Entspannung endlich auch nichts mehr im Weg…
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Der Maori-Garten in Hamilton Gardens. Die Statue ist unzensiert, woran man sieht, dass sie von nicht-missionierten Maori stammt. In Maori-Kirchen sind alle Schnitzereien zensiert. |
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Hier kann man sich in den Shuttlebus nach Hobbingen setzen. | . |
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Ein Mann, ein Buch, Hobbingen |
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Paula sortiert unser Essen und unseren Müll... Eine Plastikwirtschaft! Mülltrennung wird hier meist nur sehr sporadisch durchgesetzt. |
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lauschiger Wald auf dem Weg zu den Wairere Falls |
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Ebenso die Wanderung zu den Wairere Falls |
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Kaputt und glücklich vor den Wairere Falls |