Freitag, 2. November 2012

Willkommen in der Hölle!



Wenn man beschlossen hat, eine Work and Travel-Abenteuerreise zu machen, dann gehören zwei grundlegende Sachen dazu: Das Arbeiten und das Reisen.
Das mit dem Reisen bekommen wir schon ganz gut hin. Selten campieren wir irgendwo länger als zwei Nächte und bekommen so viel zu sehen, dass wir mit dem Berichten gar nicht hinterherkommen.
Das mit dem Arbeiten müssen wir jetzt allerdings auch noch angehen, was jedoch etwas komplizierter zu werden scheint, als wir es uns erhofft hatten.
In Work and Travel-Reiseführern wurde uns empfohlen, sich in der neuseeländischen Kiwi-Hochburg Bay of Plenty auf die Jobsuche zu begeben. Gesagt, getan:
Te Puke (die gefeierte Welt-Kiwi-Hauptstadt, aus der auch unsere guten Zespri-Kiwis stammen) schien schon schadenfroh auf ein paar weitere optimistische Deutsche zu warten, um uns zu verkünden, dass Saisonarbeit dort entweder erst im April beginne, oder wir uns an ein Backpacker-Hostel wenden sollten.
Auch ein neuseeländisches Arbeitsamt hatte keine besseren Vorschläge, war aber eine schöne Milieustudie.
Dass früher oder später alles wieder über ein Hostel laufen wird, haben wir auch schon fast befürchtet, sehen es aber nicht ein, dass die Hälfte unseres frisch verdienten Geldes in eine überteuerte, gammlige Unterkunft investiert werden soll,  wenn wir uns auch (für nicht einmal den halben Preis) auf einen Campingplatz stellen können.
Auch die anderen Deutschen Reisenden, die wir in Te Puke trafen, waren ein wenig irritiert und hielten es für das Klügste, sich weiter südlich zu orientieren.
Wir haben jetzt erst einmal ein paar vorsichtige Anfragen an die Südinsel geschickt, ob dort zwei interessierte, fleißig Deutsche für die Kirschenernte gebraucht werden und hoffen das Beste! Natürlich halten wir auch auf dem Weg dorthin weiter die Augen offen, aber die meisten Farmer haben anscheinend ihre Verträge mit großen Reiseorganisationen geschlossen..
Die Überschrift soll sich allerdings nicht auf die frustrierende Jobsuche beziehen, sondern auf Neuseelands unglaubliche Naturwunder!
Nach dem kurzen Halt in der Bay of Plenty sind wir wieder ins Landesinnere zurück, nach Rotorua gefahren. 
Die Stadt Rotorua liegt mitten in einem Vulkangebiet und wird von Neuseeländern blind an ihrem spezifischen Geruch erkannt: Wir beschreiben ihn als Duft eines deftigen Wursteintopfs mit einer Beilage aus faulen Eiern.
Dass dieser über der ganzen Stadt hängt, wird logisch, wenn man einen kleinen Rundgang macht.
Neben ganz offiziellen Badehäusern und Schwefelquellen findet man hier eigentlich an jeder Ecke kleine dampfende Pfützen und blubbernde Becken, die den Schwefelgeruch in der ganzen Stadt verbreiten.
Am meisten beeindruckt hat uns dort die kleine Maori-Siedlung Ohinemutu. Um eine anglikanische Maori-Kirche herum (in der Jesus als Maori-Häuptling dargestellt ist) fanden wir einen „überirdischen“ Friedhof aus Betonsärgen, da der Boden zu heiß wäre, um in ihm etwas zu vergraben.  Von diesem kochenden Boden profitieren jedoch die Bewohner der Siedlung: Die bescheidenen, kleinen Hütten sind alle mit Fußbodenheizung ausgestattet und der aus dem Boden der Vorgärten aufsteigende Dampf wird gleich zum traditionellen Kochen in Erdöfen genutzt!
So wunderten und wandelten wir durch eine blubbernde, zischende, sprudelnde und dampfende Vorgartenwelt direkt in die Hölle!
Im Zentrum der Stadt nämlich verdichten sich die heißen Pfützen zu richtigen kochenden Seen und Tümpeln, die wir auf Brücken und Stegen bestaunen konnten, so weit das durch die dichten Schwefelschwaden hindurch möglich war. 
Meistens bekommen wir hier ja schon ohne etwas zu bezahlen extrem viel zu Sehen, aber in der Region um Rotorua wurden noch mehr, noch faszinierendere thermale Wunderwelten beworben, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten! Zwischen drei verschiedenen Thermalgebieten entschieden wir uns für das farbenfrohste und vielfältigste – Waiotapu.
Dort brodelt nicht mehr nur einfach Schwefelwasser, die Vulkanlandschaft hat hier noch viel märchenhaftere Becken und Krater entstehen lassen:
-- Blubbernde und platschende Schlammbäder
- Ein 20 Meter hoch spritzender Geysir (dem allerdings unromantischerweise etwas mit Waschpulver nachgeholfen werden muss..)
- 30 Meter tiefe, dampfende Krater
- leuchtend grüne und blaue Seen
- durch Mineralien gefärbte Becken in verschiedensten Farben……..
Einfach unvorstellbar. In all dem Dampf hat uns nur die Wahrnehmung des  stechenden Geruchs auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und uns bestätigt, dass wir uns noch nicht in der Hölle, sondern noch mitten in Neuseeland befinden.
Nach zwei Tagen hatten wir dann aber auch genug Schwefel eingeatmet und sind wieder Richtung Meer gefahren um unsere Lungen zu kurieren.
In der Hawkes Bay haben wir Napier, die erste WIRKLICH nette Stadt, sogar mit Fußgängerzone und Kurstadtatmosphäre, besucht.
Von der Strandpromenade aus konnten wir einen ersten Blick auf unser Wanderziel für den nächsten Tag werfen: Das Cape Kidnappers.
Von unserem Campingplatz aus konnte man bei Ebbe eine 18km lange Wanderung zum Kap machen, um auf steilen Felsterrassen eine noch größere Tölpelkolonie als in Muriwai Beach zu beobachten.
Als echte Ornithologen durften wir uns das Highlight natürlich nicht entgehen lassen und genossen bei 27°C (Ja, hier beginnt jetzt vielleicht so langsam wirklich der Sommer!) größtenteils barfuß die Wanderung am Strand.
Leider wird die ganze Romantik des Strandes und der Felsen hier oft zerstört, weil der Strand rechtlich gesehen nichts anderes als eine Straße ist. Das heißt, laute und stinkende Quads, sowie Traktor-Touren dürfen ungehindert am Strand entlang fahren und Wanderer und Vögel erschrecken.
Aber mit Kiwifrucht-Power konnten wir die Wanderung noch vor der Flut und vor allem vor dem überladenen Traktor beenden.
Marten hat jetzt zwar schöne rote Hobbitfüße, aber die dürften sich in den nächsten Tagen gut regenerieren, denn hier ziehen schon wieder ein paar dicke Regenwolken auf und auch wir ziehen mit unserem Auto weiter in Richtung Süden. 

Am Tor zur Hölle in Rotorua

Im thermalen Wunderland Waiotapu

Der Hobbit in Schwefelschwaden

Der prickelnde Champagner Pool

Marten wandert an den Tölpeln entlang zum Cape Kidnappers

Paula bummelt

Cape Kidnappers mit Tölpelkolonie

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr zwei, bin schon nicht mehr sicher wie man das mit dem Kommentar macht. Hoffe also, dass es klappt. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag für den Hobbit-Marten. Habt noch eine schöne Zeit und vor allem alles lernen was den Wein angeht!!!Marion

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