Wir nahmen den Surfhighway 45, der uns einmal um den Mount
Egmont führte, bevor wir das Taranaki-Gebiet verließen und seinem schlummernden
doch bedrohlichen Vulkan den Rücken kehrten.
Die Weihnachtsfeiertage wollten wir in der Stadt verbringen,
die uns von unzähligen Reiseführern, Neuseelands Besucherzentren und ebenso
vielen Reisenden, denen wir auf unserer bisherigen Reise begegneten, als
reizvolles Juwel neuseeländischer Städte- und Kulturliebhaber beschrieben wurde
– Wellington. So konnten wir es kaum noch erwarten endlich dieses nächste
einladende Reiseziel zu erreichen, doch ein Zimmer hatten wir erst für den 24.
gebucht, daher blieben uns noch sieben Tage Zeit, unsere recht lange Wegstrecke
von runden 250 Kilometern interessant zu gestaltet. Dementsprechend teilten wir
die zu fahrende Route entlang der ascheschwarzen Strände durch den südlichen
Westen der Nordinsel in jeweils gleiche
Distanzen ein. Dies führte dann aber dazu (und das haben wir nicht bedacht),
dass wir täglich pünktlich zum Mittag bereits das nächste gesteckte Ziel
erreichten, welches aber oft keine wirklichen Tagesaktivitäten bot.
In Foxton gab es eine alte gut restaurierte hölzerne
Windmühle, die wir uns auch nicht entgehen ließen. Als wir uns im
Besucherzentrum nach einer Unternehmung in der Nähe erkundigten schlug man die
Hände über dem Kopf zusammen und riet 100 Kilometer weiter in den Norden zu
fahren, was dann wieder dem Ort entspräche, an dem wir vor geschätzten vier
Tagen starteten.
Etwas geknickt setzten wir uns vor den neuseeländischen
Atlas und schöpften neuen Mut beim Entdecken des Ortes Levin als Ausgangspunkt
für einige Wandermöglichkeiten durch ein kleines Reservat. Wir ließen uns eine
moderate fünfstündige Wanderung empfehlen, um den Tag „ausnahmsweise“ einmal in
der Natur zu verbringen. Am nächsten Tag, nachdem wir bereits dreiviertel der
Wanderung und das Doppelte der veranschlagten Zeit hinter uns gebracht hatten,
konnten wir sicher sein, dass die nette typische Kiwidame aus der Infostelle
noch keine der von ihr vorgeschlagenen Wanderungen selber absolviert hatte. Wir beschlossen daher, demnächst keine von
Informationsschalterdamen empfohlenen Wanderungen mehr durch den „kauribaum –
und kiwivogellosen“ neuseeländischen Busch zu unternehmen, weil dieser dichte
Wald wie schon oft umschrieben für uns meist nur im matschigen Boden und Frust
endet.
Für den kurzweiligen Zeitvertreib einfach zu anstrengend!
Am Ende dieser leicht gedehnt empfundenen Woche standen wir
dann im Regen vor den Toren Wellingtons. Schon wenige Meter hinter der passierten Stadtgrenze sollten
wir nun erfahren, wo der Hobbit und sein Gefolge an Herr der Ringe-Figuren
wirklich zu Hause sind. Nicht, wie etwa fälschlich von uns angenommen, im
grünen Auenland im neuseeländischen Matamata, sondern in „the Middle of Middle
Earth“. (Anzunehmen, dass wir noch mehrere Orte in Neuseeland besuchen werden,
welche die wirkliche Herkunft dieser Märchengestalten für sich in Anspruch
nehmen.)
Bei den ersten Erkundungen der Stadt durchschritten wir
sämtliche Straßenpassagen, die im großen Stil mit Hobbit-Wimpeln behangen
waren, Hochhäuser mit Filmplakaten, Restaurants, Bars, Plätze, die damit warben,
wie sehr es die Schauspieler der Jackson/Tolkien Saga mochten, während der
Dreharbeiten aus- und einzugehen. Von diesem ganzen Hype war nur auf dem Hobbit-Hide-Walkway
im grünen Viktoria Stadtpark nicht das
Geringste zu spüren. Schließlich wurden wir von Gandalf dem Grauen in die
Hobbithöhle, dem Embassy Theatre eingeladen, um in einem gewaltigen,
prunkvollen, gut besuchten Kinosaal den Hobbit zu genießen. Ebenso genoss ich
das Privileg die schönste Dame in ganz Wellington ausführen zu können. Auf
diese Weise feierten wir, nachdem sich der klemmende
Bühnenvorhang endlich geöffnet hatte,
auf den Plätzen, auf denen zur Filmpremiere die Familie McEwan (?) saß,
unseren 24. Dezember und das dreistündige Spektakel.
Da wir der Weihnachtsbarbecuesause, vor der uns jede
Zeltplatzwärtin und jeder Zeltplatzwart ausdrücklich warnte, meiden wollten,
war es sehr schön das Auto gegen ein Hostel tauschen zu können, sodass wir entgegen
aller Befürchtungen, die wir seit Aucklandhostelzeiten hegen, ein
wunderbar sauberes gemütliches Zimmer
mit Blick auf Stadt und Meer hatten. Auch die Küche war exzellent, dementsprechend
ist es für Paula ein Leichtes gewesen ein vortreffliches Festtagsmahl aus in
Sojasoße marinierten Lachsspießen auf Broccoli, gebackenen Kumara und
Avocadocreme zu zaubern. (Zum Dessert gab es Vanillejoghurt). Dabei saßen wir
Zwei zwischen all den anderen Deutschen
Jugendlichen, bei den Meisten gab es Nudeln mit Tomatensoße, welche in diesem
Jahr auch nicht zu Hause Weihnachten feierten.
Wellington ist eine sehr schöne Stadt. Die Wohnhäuser rund
ums Zentrum sind niedliche kleine Holzhäuschen, die Innenstadt ist bunt belebt,
in den Passagen tummeln sich die Fußgänger, die Straßenmusiker und da
Wellington die benannte Kaffeehauptstadt ist, ist auch die rege Café-Kultur in
jeder Ecke zu finden. Leider kommt in den Gassen, die eigentlich immer vielmehr
große Straßen sind, keine allzu gemütliche Atmosphäre auf, wie wir sie aus
Europa kennen. Wie wir schon oft erwähnten, bestehen die Innenstädte zum großen
Teil aus Neubau und Einkaufszentren, nur viel zu selten findet man ein
gepflegtes Gebäude aus kolonialer Zeit und wenn, dann wird es von McDonalds
oder Burger King genutzt.
Auf dem Weg zu den 122 Meter hohen Kelburn Heights, zu welchen
einst die findigen Wellingtonesen die bekannte rote Cable Car Strecke bauten,
kamen wir auch bei den Old Government Buildings vorbei. Bei diesen wurde für
uns ersichtlich, wo die ganzen Kauribäume geblieben sind, die wir auf unseren
Walks durch die Urwälder Neuseelands schon häufig vermissten. Beinahe gelingt
die Täuschung perfekt, das Gebäude sei aus Stein errichtet, aber im
Eigentlichen ist dieser Gebäudekomplex aus dem guten Kauri Baum geschnitzt.
Welchen Sinn dieser Täuschungsversuch hat bleibt für uns aber ungeklärt.
Eine Sehenswürdigkeit, die mit ihrem kostenlosen Eintritt
lockte ist das 317 Millionen Dollar teure Te Papa Museum of New Zealand. Hier
wurden wir mit auf eine interaktive Reise einmal quer durch die neuseeländische Welt von Urzeit bis
zur Zukunft genommen. Wir lernten warum die Vulkane blubbern, wo die ganzen
Kiwivögel geblieben sind (ausgestopft in gläsernen Vitrinen), wie die Maori
lebten und wie es sich anfühlt wenn man in einem Haus steht, während ein
Erdbeben im Gange ist. Außerdem gab es auch einen nachempfundenen
neuseeländischen Wald, für diejenigen, die noch keine Zeit für den Echten
fanden.
Unser nächstes Ziel ist Picton, der Norden der Südinsel. Wir
haben angenommen es sei kein Problem nach Weihnachten eine der mehrmals täglich
fahrenden Fähren zu nehmen, um übersetzen zu können, jedoch ist dies erst am
31.Dezember möglich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen