Mittwoch, 26. Dezember 2012

Wellington, Weihnachten und Warten...


Wir nahmen den Surfhighway 45, der uns einmal um den Mount Egmont führte, bevor wir das Taranaki-Gebiet verließen und seinem schlummernden doch bedrohlichen Vulkan den Rücken kehrten.

Die Weihnachtsfeiertage wollten wir in der Stadt verbringen, die uns von unzähligen Reiseführern, Neuseelands Besucherzentren und ebenso vielen Reisenden, denen wir auf unserer bisherigen Reise begegneten, als reizvolles Juwel neuseeländischer Städte- und Kulturliebhaber beschrieben wurde  – Wellington. So konnten wir es kaum noch erwarten endlich dieses nächste einladende Reiseziel zu erreichen, doch ein Zimmer hatten wir erst für den 24. gebucht, daher blieben uns noch sieben Tage Zeit, unsere recht lange Wegstrecke von runden 250 Kilometern interessant zu gestaltet. Dementsprechend teilten wir die zu fahrende Route entlang der ascheschwarzen Strände durch den südlichen Westen der Nordinsel in jeweils  gleiche Distanzen ein. Dies führte dann aber dazu (und das haben wir nicht bedacht), dass wir täglich pünktlich zum Mittag bereits das nächste gesteckte Ziel erreichten, welches aber oft keine wirklichen Tagesaktivitäten bot. 
In Foxton gab es eine alte gut restaurierte hölzerne Windmühle, die wir uns auch nicht entgehen ließen. Als wir uns im Besucherzentrum nach einer Unternehmung in der Nähe erkundigten schlug man die Hände über dem Kopf zusammen und riet 100 Kilometer weiter in den Norden zu fahren, was dann wieder dem Ort entspräche, an dem wir vor geschätzten vier Tagen starteten.
Etwas geknickt setzten wir uns vor den neuseeländischen Atlas und schöpften neuen Mut beim Entdecken des Ortes Levin als Ausgangspunkt für einige Wandermöglichkeiten durch ein kleines Reservat. Wir ließen uns eine moderate fünfstündige Wanderung empfehlen, um den Tag „ausnahmsweise“ einmal in der Natur zu verbringen. Am nächsten Tag, nachdem wir bereits dreiviertel der Wanderung und das Doppelte der veranschlagten Zeit hinter uns gebracht hatten, konnten wir sicher sein, dass die nette typische Kiwidame aus der Infostelle noch keine der von ihr vorgeschlagenen Wanderungen selber absolviert hatte. Wir beschlossen daher, demnächst keine von Informationsschalterdamen empfohlenen Wanderungen mehr durch den „kauribaum – und kiwivogellosen“ neuseeländischen Busch zu unternehmen, weil dieser dichte Wald wie schon oft umschrieben für uns meist nur im matschigen Boden und Frust endet.
Für den kurzweiligen Zeitvertreib einfach zu anstrengend!
Am Ende dieser leicht gedehnt empfundenen Woche standen wir dann im Regen vor den Toren Wellingtons. Schon wenige Meter hinter der passierten Stadtgrenze sollten wir nun erfahren, wo der Hobbit und sein Gefolge an Herr der Ringe-Figuren wirklich zu Hause sind. Nicht, wie etwa fälschlich von uns angenommen, im grünen Auenland im neuseeländischen Matamata, sondern in „the Middle of Middle Earth“. (Anzunehmen, dass wir noch mehrere Orte in Neuseeland besuchen werden, welche die wirkliche Herkunft dieser Märchengestalten für sich in Anspruch nehmen.)
Bei den ersten Erkundungen der Stadt durchschritten wir sämtliche Straßenpassagen, die im großen Stil mit Hobbit-Wimpeln behangen waren, Hochhäuser mit Filmplakaten, Restaurants, Bars, Plätze, die damit warben, wie sehr es die Schauspieler der Jackson/Tolkien Saga mochten, während der Dreharbeiten aus- und einzugehen. Von diesem ganzen Hype war nur auf dem Hobbit-Hide-Walkway im grünen Viktoria  Stadtpark nicht das Geringste zu spüren. Schließlich wurden wir von Gandalf dem Grauen in die Hobbithöhle, dem Embassy Theatre eingeladen, um in einem gewaltigen, prunkvollen, gut besuchten Kinosaal den Hobbit zu genießen. Ebenso genoss ich das Privileg die schönste Dame in ganz Wellington ausführen zu können. Auf diese Weise feierten wir, nachdem sich der klemmende Bühnenvorhang endlich geöffnet hatte,  auf den Plätzen, auf denen zur Filmpremiere die Familie McEwan (?) saß, unseren 24. Dezember und das dreistündige Spektakel.
Da wir der Weihnachtsbarbecuesause, vor der uns jede Zeltplatzwärtin und jeder Zeltplatzwart ausdrücklich warnte, meiden wollten, war es sehr schön das Auto gegen ein Hostel tauschen zu können, sodass wir entgegen aller Befürchtungen, die wir seit Aucklandhostelzeiten hegen, ein wunderbar  sauberes gemütliches Zimmer mit Blick auf Stadt und Meer hatten. Auch die Küche war exzellent, dementsprechend ist es für Paula ein Leichtes gewesen ein vortreffliches Festtagsmahl aus in Sojasoße marinierten Lachsspießen auf Broccoli, gebackenen Kumara und Avocadocreme zu zaubern. (Zum Dessert gab es Vanillejoghurt). Dabei saßen wir Zwei  zwischen all den anderen Deutschen Jugendlichen, bei den Meisten gab es Nudeln mit Tomatensoße, welche in diesem Jahr auch nicht zu Hause Weihnachten feierten.
Wellington ist eine sehr schöne Stadt. Die Wohnhäuser rund ums Zentrum sind niedliche kleine Holzhäuschen, die Innenstadt ist bunt belebt, in den Passagen tummeln sich die Fußgänger, die Straßenmusiker und da Wellington die benannte Kaffeehauptstadt ist, ist auch die rege Café-Kultur in jeder Ecke zu finden. Leider kommt in den Gassen, die eigentlich immer vielmehr große Straßen sind, keine allzu gemütliche Atmosphäre auf, wie wir sie aus Europa kennen. Wie wir schon oft erwähnten, bestehen die Innenstädte zum großen Teil aus Neubau und Einkaufszentren, nur viel zu selten findet man ein gepflegtes Gebäude aus kolonialer Zeit und wenn, dann wird es von McDonalds oder Burger King genutzt.
Auf dem Weg zu den 122 Meter hohen Kelburn Heights, zu welchen einst die findigen Wellingtonesen die bekannte rote Cable Car Strecke bauten, kamen wir auch bei den Old Government Buildings vorbei. Bei diesen wurde für uns ersichtlich, wo die ganzen Kauribäume geblieben sind, die wir auf unseren Walks durch die Urwälder Neuseelands schon häufig vermissten. Beinahe gelingt die Täuschung perfekt, das Gebäude sei aus Stein errichtet, aber im Eigentlichen ist dieser Gebäudekomplex aus dem guten Kauri Baum geschnitzt. Welchen Sinn dieser Täuschungsversuch hat bleibt für uns aber ungeklärt.
Eine Sehenswürdigkeit, die mit ihrem kostenlosen Eintritt lockte ist das 317 Millionen Dollar teure Te Papa Museum of New Zealand. Hier wurden wir mit auf eine interaktive Reise einmal quer  durch die neuseeländische Welt von Urzeit bis zur Zukunft genommen. Wir lernten warum die Vulkane blubbern, wo die ganzen Kiwivögel geblieben sind (ausgestopft in gläsernen Vitrinen), wie die Maori lebten und wie es sich anfühlt wenn man in einem Haus steht, während ein Erdbeben im Gange ist. Außerdem gab es auch einen nachempfundenen neuseeländischen Wald, für diejenigen, die noch keine Zeit für den Echten fanden.
Unser nächstes Ziel ist Picton, der Norden der Südinsel. Wir haben angenommen es sei kein Problem nach Weihnachten eine der mehrmals täglich fahrenden Fähren zu nehmen, um übersetzen zu können, jedoch ist dies erst am 31.Dezember möglich.

Wir haben eine knappe Woche Zeit…

Marten auf einem Schiffswrack am schwarzen Strand von Patea
 
Willkommen in Wellington!
Paula in weihnachtlicher Atmosphäre,
Te Papa im Hintergrund


Embassy Theatre, Gandalf lädt ein.

Paula auf dem Civic Square

Blick von den Kelburn Heights auf die Stadt

Paula freut sich beim Picknick am Hafen auf das erste deutsche Roggenbrot
(mit 75% Weizenmehlanteil)

In diesem mystischen Wald versteckte sich auch
einst Frodo vor den Ringgeistern..
 

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