Montag, 17. Dezember 2012

Taranaki. Ein Paradies für die Milka-Kuh


Könnt ihr euch noch an die Milka-Montelino-Pralinen erinnern? Vor etlichen Jahren gab es von Milka diese zauberhaften kleinen, spitzen Nougat-Schokoberge mit weißen Gipfeln und Knusperfüllung, die uns der Anblick des Mount Taranaki zurück ins Gedächtnis gerufen hat. Schade, dass es sie jetzt nicht mehr gibt.

Den Mount Taranaki aber gibt es sehr wohl, auch wenn er fast aussieht, wie in die Landschaft hineingemalt, wie eine gemalte Milka-Praline, die über Farmländereien, Städten und tropischen Wäldern thront. Hier sind wir nun also im Taranaki National Park und staunen jedes Mal aufs Neue, wenn die Wolken den Blick auf den nahezu perfekt kegelförmigen Berg freigeben.
Der Mount Taranaki wurde von James Cook zunächst als Mount Egmont bezeichnet, später aber wieder auf den Maori-Namen Taranaki zurückgetauft. Er ist ein 2518m hoher schlafender Vulkan, das bedeutet, ein Ausbruch wäre jederzeit möglich, der letzte fand jedoch vor 250 Jahren statt.
Wir wollten uns den prächtigen Berg unbedingt aus der Nähe ansehen, weshalb wir uns eine Wanderung zur 1900m hohen Fanthams-Peak, einer Vulkanspitze, die aus dem eigentlichen Mount Taranaki hinauswächst, vornahmen.
Guter Dinge schnürten wir uns morgens bei sonnigem Wetter die Wanderschuhe und stellten ziemlich bald fest, dass 1000 Höhenmeter auf einer Strecke von 5 Kilometern ganz schön anstrengend werden können. Uns fiel aber auch auf WIE ähnlich sich der Mount Taranaki und Milka Montelino wirklich sind:
Unsere Wanderung führte uns auf steilen Treppen zuerst durch dichten neuseeländischen Urwald mit feuchtem, nougatähnlichem Boden. Mit steigender Höhe nahm natürlich auch die Vegetation ab und aus dem dunklen Boden wurde vulkanisches Schlackegestein, das unter unseren Füßen herumknusperte und in dem es sehr schwierig war, überhaupt Halt zu finden. Nicht zu vergessen natürlich die Bergspitze aus vereister weißer Schokolade, die wir hinter dichten Wolken ein paar Mal erahnen konnten.
Leider  mussten wir unsere Tour kurz vor der Fanthams Peak abbrechen, weil in dem Geröll aus Schlackegestein einfach kein Vorwärtskommen mehr war. Mit jedem Schritt bergauf rutschten wir einen halben wieder bergab. Zudem fing es dort mitten in einer Wolke ziemlich heftig an zu regnen und auch das war uns nicht so ganz geheuer.
Nach unserer Wanderung konnten wir mal wieder ein paar skurrile neuseeländische Campingplatzerfahrungen sammeln. Der Campingplatz von Stratford, dem Tor zum Taranaki National Park, wurde von einer niedlichen englischen Omi betrieben, die gewissenhaft dafür sorgte, dass jede
Ecke ihres Platzes mit niedlichen Katzenmotivtassen, einer Nachttopfsammlung, Blümchen und rosa Farbe dekoriert war. So tranken wir unseren Tee zwischen putzigen, rosa Bungalows und fühlten uns auch ganz fein englisch, wären da nicht die dauerhaften Campingplatzbewohner gewesen…
Uns ist aufgefallen, dass viele Neuseeländer ihren Hauptwohnsitz auf einem Campingplatz zu haben scheinen. Sie leben dann meist in Bungalows, an die ein Wohnwagen angebaut ist. Viel unkomfortabler  als ein typisches neuseeländisches Fertighaus ist das bestimmt (bezüglich des Platzes und der Isolierung) nicht. Aber diese Dauercamper sind meist etwas komische Gestalten.
So beherbergte die niedliche Katzenomi einen gruseligen Clan, bestehend aus einem dicken, tätowierten, alten Mann, der  nur in Lederjacke bekleidet laut schimpfend mit seinem Hund Gassi ging, sowie einigen jüngeren Menschen, denen die Zigarette nur beim schaurig klingenden Husten und Röcheln aus dem Mund glitt… Da ist man dann doch ganz froh, wenn man sein Auto nachts auch von innen abschließen kann.

Auf dem nächsten Campingplatz aber, in New Plymouth, wurden wir von den Dauercampern eher belustigt als beängstigt. Dort wo in Stratford zerschlissene Vorhänge die Wohnwagenfenster zierten, waren es hier blinkende Rentiere und Weihnachtsbäume. Im Dunkeln hatten wir die perfekte Sicht auf eine wunderbar verkitschte, blinkende Weihnachtscampingstraße. Auch aufblasbare Schneemänner und Weihnachtsmannpuppen durften auf dem Platz nicht fehlen. Man kann schon sagen, dass die Neuseeländer sehr leidenschaftlich campen!

New Plymouth ist eine Stadt, die für eine neuseeländische ganz nett ist. Das Zentrum besteht auch hier aus einer sehr langen Einkaufsstraße mit den immer wieder gleichen Fassaden und Vordächern, die uns immer wieder an verlassene Westernstädte erinnern. Drumherum findet man dann nur noch Fastfood-Ketten, verschiedenste Kirchen und Parks und pünktlich um 17 Uhr werden alle Bürgersteige hochgeklappt. New Plymouth hat aber auch einen sehr schönen Coastal Walkway und natürlich den unbezahlbaren Blick auf den Mount Taranaki (bei gutem Wetter…).
Hier durften wir noch ein bisschen mehr vom Kiwi-Weihnachten miterleben. Das alljährliche „New Plymouth – Festival of Lights“ feierte am Sonntag seine Eröffnung, bei der wir so viele Menschen auf einem Haufen sahen wie schon seit Langem nicht, so viele wie wahrscheinlich noch nie auf unserer Reise! Auf einer großen Open-Air-Bühne schmetterten ein Weihnachtsmann und seine Helfer ein paar deutsche Arien und englische Weihnachtslieder, begleitet wurde das Ganze von einem kleinen Blasorchester. Uns erinnerte die Vorführung sehr an unser Schulweihnachtskonzert, doch die Kiwis feierten ihre Bühnenhelden ganz euphorisch und es entstand wirklich so etwas Ähnliches wie eine Weihnachtsstimmung im Pukekura Park. So lange es noch hell war, konnten wir die bunten Elfen- und Wichtelkostüme der Zuschauer bewundern, sobald es dunkel wurde sah man nur noch ein schönes Lichtermeer aus mitgebrachten Kerzen vor der Bühne. Höhepunkt der Veranstaltung war ein Feuerwerk. Mit vielen „Oohs“ und „Aahs“ staunten ein paar tausend große und kleine Hobbits über das Werk Gandalfs. Doch das war erst das Startsignal für das eigentliche Lichterfest.
Nach der Show wandelten wir durch einen romantischen Park mit tollen Lichtinstallationen… So entstanden im dunklen Park schimmernde Feenwiesen, sich im Wasser spiegelnde, leuchtende Quallen und eine Brücke mit leuchtendem Sternenhimmel. Dieses Lichterfest war ein bisschen wie das im Wiesenburger Park, nur noch etwas größer aufgezogen.
Nun haben wir auch in Neuseeland endlich ein bisschen Kultur gefunden, die uns gefällt.

Ein Pfad schlängelte sich durch dichtes Gebüsch hinauf zur versteckten Spitze des Mount Taranaki
 

Nach einer Stunde Treppensteigen sichtlich angestrengt und etwas erschöpft

Vulkangestein und das, was der Mount Taranaki an dem Tag von sich preisgeben wollte
 

Zu Besuch bei den Weihnachtscampern

Marten am Coastal Walkway

Milka Montelino thront über New Plymouth

Endlose Leere in New Plymouth nach 17 Uhr

Lichtinstallation im Pukekura Park, im Hintergrund kann man die Spitze des Mount Taranaki erahnen...

Ein weihnachtliches Lichtermeer

Marten beim Festival of Lights I

Marten beim Festival of Lights II

Ein letzter Blick auf den Mount Taranaki. Dort wo der rote Pfeil hinzeigt waren wir (fast).


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen