Montag, 10. Dezember 2012

"Morgen, Kinder, wird's was geben,...

 ... morgen werden wir uns freuen!“ Am Vorabend des Nikolaustages haben wir das schöne Weihnachtsliedchen zwar vor uns hingesungen, aber wohl nicht genug zu Herzen genommen und vergessen, unsere Schuhe zu putzen.
Zur Strafe hat der Nikolaus uns dann auch wirklich nichts gebracht, dafür hatte aber unser Weinberg-Manager eine nette, kleine Überraschung für uns: Die Kündigung.
Schon in den vorherigen zwei Wochen hätten wir es eigentlich ahnen müssen, denn wir wurden mit immer unsinnigeren Aufgaben beschäftigt, die sich unser netter Manager immer wieder neu ausdachte, nur damit wir noch ein paar Tage länger arbeiten konnten: Querwachsende Weintriebe auseinanderfädeln, seitliche Triebe abpflücken und das Zählen von Trieben und Früchten...
Während unsere Kollegen in diesen Aufgaben ihre wahre Erfüllung entdecken konnten, spürten wir, wie unsere Gehirnmasse immer mehr dahinschmolz, so wie die Marshmallows, die wir hier gerade beim Blogschreiben in Tee auflösen (lecker!). So kam die Nachricht des Managers, dass nun endgültig alle Arbeit getan sei und die Pflanzen nun nur noch Zeit und das richtige Wetter zum Blühen bräuchten, zwar etwas unverhofft, aber eigentlich doch sehr gelegen für uns.
Denn nun haben wir Waipawa statt nach geplanten 7 schon nach 5 Wochen Arbeit am Weinberg endlich hinter uns gelassen und können jetzt weiter durchs Land reisen.
Der Abschied von Waipawa fiel uns überhaupt nicht schwer. Es ist wahrscheinlich auch nicht gerade leicht, das Städtchen, dessen Schrottplatz größer ist als das Stadtzentrum, in sein Herz zu schließen.
Trotz des fehlenden Charmes haben wir in den letzten Wochen dort noch ein bisschen was erleben können, wovon ich auch noch kurz berichten möchte.
Unser Campingplatz wurde mittlerweile nicht mehr von unserem Arbeitsteam (bestehend aus dem Inder, den Franzosen und uns) beherrscht, sondern von einer Gruppe lauter, deutscher Orks besetzt, die in Waipawa ebenfalls ihr Lager zum Arbeiten aufgeschlagen hatten und ihren Platz mit Essensresten und grölenden Lauten markieren mussten. Die Franzosen hatten sie auf diese Art sofort aus der Küche vertrieben und auch wir müssen zugeben, dass wir an den Wochenenden lieber flüchteten, als die Gesellschaft mit den anderen Deutschen zu teilen.
So besichtigten wir beispielsweise den längsten Ortsnamen Neuseelands (und angeblich auch der ganzen Welt, obwohl ich da glaube ich schon mal etwas anderes gehört habe..):
Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
Das ist eigentlich ein Berg, der sich aber anscheinend auf Privatgelände befindet und dessen Anblick der Öffentlichkeit also verwehrt wird. Was der Öffentlichkeit aber zugänglich ist, ist das Namensschild, das mit einem hübschen Clipart versehen ist und zeigt, wie der Berg in etwa aussehen könnte. 
Wenn ich mal ein Haus mit einem Garten habe, dann schaufle ich einen Sandhaufen zusammen und nenne ihn Dersandhaufendenpaulazumbergerkorenhatnachdemsieihnaussandgebauthatundindenihrekatzehoffentlichkeinhäufchensetzenwird.
Das kommt dann der Bedeutung des Namens Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
recht nahe und dürfte dann wirklich der „longest place name of the world“ sein.  Und ich glaube auch, dass einige Sehenswürdigkeiten hier(vor allem der neuseeländischen Städte) so entstanden sind.
Etwas, das wiederum wirklich völlig neuartig für uns war, haben wir letzten Samstagmorgen als Wecker erlebt. Wir dürfen uns nun stolze Überlebende eines Erdbebens nennen!
Gegen halb neun am Morgen wurden wir von einem eigenartigen Wackeln oder Vibrieren des Autos geweckt. Wir verdächtigten zuerst den Hund des Campingplatzwarts oder einen komischen Windstoß (Erst vor ein paar Tagen gab es in Auckland übrigens einen Tornado!). Doch in der Küche wurden wir von einem älteren neuseeländischen Herrn gefragt, ob wir das Erdbeben auch mitbekommen hätten. Hatten wir also! Und auch in den Nachrichten des Tages wurde von einem Erdbeben in Japan berichtet, dass sich auch auf Neuseelands Nordinsel noch mit einer Stärke von 5,86 bemerkbar gemacht habe.
Solche Naturereignisse sind für Neuseeländer längst nichts Besonderes mehr, doch wenn der Supermarkt in Waipawa eine Weihnachtsparty mit kostenlosen Probierhäppchen und Give Aways ankündigt, dann sind alle ganz aus dem Häuschen und der ganze Ort versammelt sich im Supermarkt. Da durften natürlich auch wir beide nicht fehlen. Wir dehnten an diesem Tag unseren sowieso schon lange dauernden Supermarktbesuch noch ein bisschen mehr aus als sonst und zogen so oft wie noch nie durch die Reihen, um leckere Christmas Fruit Cake-Häppchen von den lustig verkleideten Verkäufern zu ergattern, während der Supermarkt mit dem Lied beschallt wurde, das auch hier nicht zu Weihnachten fehlen darf: Last Christmas, natürlich.
Doch diese Supermarktfeier ist eigentlich schon das Maximale, was aus dem neuseeländischen Weihnachtsfest an Gemütlichkeit herauszuholen ist. Der Versuch, das Amerikanische Weihnachten durch blinkende Lichter und Kunstschnee nachzuahmen, wirkt fast ein bisschen zwanghaft, da hier nun einmal gerade der Sommer beginnt und die meisten Kiwis auch lieber weißen Sand als weißen Schnee sehen möchten.  Weihnachten wird hier also, wenn, dann nur sehr kommerziell gefeiert.
Trotzdem versuchen wir, uns ein bisschen weihnachtliche Gemütlichkeit nach unserer Vorstellung herbeizuzaubern, in dem ich schon Plätzchen gebacken habe, wir jeden Tag ein Türchen im vor sich hin schmelzenden Schokoadventskalender öffnen und auch jeden Adventssonntag ein weiteres Lichtlein zum Brennen bringen..
Wir freuen uns, dass wir die letzten zwei Adventssonntage noch an spannenderen Stellen Neuseelands und nicht in Waipawa verbringen werden.
Um das ungehindert tun zu können, mussten wir heute noch eine kleine bürokratische Sache in Palmerston North klären. Versehentlich hatte Marten bei unserer Einreise einen falschen Stempel in seinen Reisepass bekommen, der aussagte, dass sein Visum am 8. Januar abliefe. Nachdem er nun eine bedrohliche Email der Einwanderungsbehörde bekommen hatte, die ihm riet pünktlich auszureisen, mussten wir diesen Fehler also heute aufklären und den falschen Stempel durch einen korrekten Aufkleber ersetzen. Nun steht auch den nächsten vier Monaten unserer Reise hoffentlich nichts Bürokratisches mehr im Weg!
Unsere geplante Reiseroute haben wir jetzt ein bisschen geändert. Statt wie vorerst gedacht direkt von Waipawa aus nach Wellington und dann auf die Südinsel zu fahren, machen wir nun doch noch einmal einen kleinen Schlenker nach Nordwesten und wollen die unverhofft gewonnenen 2 Wochen dazu nutzen, zum Mt Egmont zu fahren.
Wo und wie wir Weihnachten verbringen wollen, das wissen wir aber noch nicht…
 
´Napier mit Weihnachtsschmuck und Palmen
 

Am Namensschild des Longest Place Name" (der eigentliche Berg ist natürlich nicht zu sehen...)

Paula in der Weihnachtsbäckerei

Marten genießt den ersten Advent

Ein trauriger Blick von Baxter, dem Campingplatzhund, bei unserer Abfahrt aus Waipawa.
Diese Trauerstimmung konnten wir mit ihm aber nicht teilen.

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