Mittwoch, 26. Dezember 2012

Wellington, Weihnachten und Warten...


Wir nahmen den Surfhighway 45, der uns einmal um den Mount Egmont führte, bevor wir das Taranaki-Gebiet verließen und seinem schlummernden doch bedrohlichen Vulkan den Rücken kehrten.

Die Weihnachtsfeiertage wollten wir in der Stadt verbringen, die uns von unzähligen Reiseführern, Neuseelands Besucherzentren und ebenso vielen Reisenden, denen wir auf unserer bisherigen Reise begegneten, als reizvolles Juwel neuseeländischer Städte- und Kulturliebhaber beschrieben wurde  – Wellington. So konnten wir es kaum noch erwarten endlich dieses nächste einladende Reiseziel zu erreichen, doch ein Zimmer hatten wir erst für den 24. gebucht, daher blieben uns noch sieben Tage Zeit, unsere recht lange Wegstrecke von runden 250 Kilometern interessant zu gestaltet. Dementsprechend teilten wir die zu fahrende Route entlang der ascheschwarzen Strände durch den südlichen Westen der Nordinsel in jeweils  gleiche Distanzen ein. Dies führte dann aber dazu (und das haben wir nicht bedacht), dass wir täglich pünktlich zum Mittag bereits das nächste gesteckte Ziel erreichten, welches aber oft keine wirklichen Tagesaktivitäten bot. 
In Foxton gab es eine alte gut restaurierte hölzerne Windmühle, die wir uns auch nicht entgehen ließen. Als wir uns im Besucherzentrum nach einer Unternehmung in der Nähe erkundigten schlug man die Hände über dem Kopf zusammen und riet 100 Kilometer weiter in den Norden zu fahren, was dann wieder dem Ort entspräche, an dem wir vor geschätzten vier Tagen starteten.
Etwas geknickt setzten wir uns vor den neuseeländischen Atlas und schöpften neuen Mut beim Entdecken des Ortes Levin als Ausgangspunkt für einige Wandermöglichkeiten durch ein kleines Reservat. Wir ließen uns eine moderate fünfstündige Wanderung empfehlen, um den Tag „ausnahmsweise“ einmal in der Natur zu verbringen. Am nächsten Tag, nachdem wir bereits dreiviertel der Wanderung und das Doppelte der veranschlagten Zeit hinter uns gebracht hatten, konnten wir sicher sein, dass die nette typische Kiwidame aus der Infostelle noch keine der von ihr vorgeschlagenen Wanderungen selber absolviert hatte. Wir beschlossen daher, demnächst keine von Informationsschalterdamen empfohlenen Wanderungen mehr durch den „kauribaum – und kiwivogellosen“ neuseeländischen Busch zu unternehmen, weil dieser dichte Wald wie schon oft umschrieben für uns meist nur im matschigen Boden und Frust endet.
Für den kurzweiligen Zeitvertreib einfach zu anstrengend!
Am Ende dieser leicht gedehnt empfundenen Woche standen wir dann im Regen vor den Toren Wellingtons. Schon wenige Meter hinter der passierten Stadtgrenze sollten wir nun erfahren, wo der Hobbit und sein Gefolge an Herr der Ringe-Figuren wirklich zu Hause sind. Nicht, wie etwa fälschlich von uns angenommen, im grünen Auenland im neuseeländischen Matamata, sondern in „the Middle of Middle Earth“. (Anzunehmen, dass wir noch mehrere Orte in Neuseeland besuchen werden, welche die wirkliche Herkunft dieser Märchengestalten für sich in Anspruch nehmen.)
Bei den ersten Erkundungen der Stadt durchschritten wir sämtliche Straßenpassagen, die im großen Stil mit Hobbit-Wimpeln behangen waren, Hochhäuser mit Filmplakaten, Restaurants, Bars, Plätze, die damit warben, wie sehr es die Schauspieler der Jackson/Tolkien Saga mochten, während der Dreharbeiten aus- und einzugehen. Von diesem ganzen Hype war nur auf dem Hobbit-Hide-Walkway im grünen Viktoria  Stadtpark nicht das Geringste zu spüren. Schließlich wurden wir von Gandalf dem Grauen in die Hobbithöhle, dem Embassy Theatre eingeladen, um in einem gewaltigen, prunkvollen, gut besuchten Kinosaal den Hobbit zu genießen. Ebenso genoss ich das Privileg die schönste Dame in ganz Wellington ausführen zu können. Auf diese Weise feierten wir, nachdem sich der klemmende Bühnenvorhang endlich geöffnet hatte,  auf den Plätzen, auf denen zur Filmpremiere die Familie McEwan (?) saß, unseren 24. Dezember und das dreistündige Spektakel.
Da wir der Weihnachtsbarbecuesause, vor der uns jede Zeltplatzwärtin und jeder Zeltplatzwart ausdrücklich warnte, meiden wollten, war es sehr schön das Auto gegen ein Hostel tauschen zu können, sodass wir entgegen aller Befürchtungen, die wir seit Aucklandhostelzeiten hegen, ein wunderbar  sauberes gemütliches Zimmer mit Blick auf Stadt und Meer hatten. Auch die Küche war exzellent, dementsprechend ist es für Paula ein Leichtes gewesen ein vortreffliches Festtagsmahl aus in Sojasoße marinierten Lachsspießen auf Broccoli, gebackenen Kumara und Avocadocreme zu zaubern. (Zum Dessert gab es Vanillejoghurt). Dabei saßen wir Zwei  zwischen all den anderen Deutschen Jugendlichen, bei den Meisten gab es Nudeln mit Tomatensoße, welche in diesem Jahr auch nicht zu Hause Weihnachten feierten.
Wellington ist eine sehr schöne Stadt. Die Wohnhäuser rund ums Zentrum sind niedliche kleine Holzhäuschen, die Innenstadt ist bunt belebt, in den Passagen tummeln sich die Fußgänger, die Straßenmusiker und da Wellington die benannte Kaffeehauptstadt ist, ist auch die rege Café-Kultur in jeder Ecke zu finden. Leider kommt in den Gassen, die eigentlich immer vielmehr große Straßen sind, keine allzu gemütliche Atmosphäre auf, wie wir sie aus Europa kennen. Wie wir schon oft erwähnten, bestehen die Innenstädte zum großen Teil aus Neubau und Einkaufszentren, nur viel zu selten findet man ein gepflegtes Gebäude aus kolonialer Zeit und wenn, dann wird es von McDonalds oder Burger King genutzt.
Auf dem Weg zu den 122 Meter hohen Kelburn Heights, zu welchen einst die findigen Wellingtonesen die bekannte rote Cable Car Strecke bauten, kamen wir auch bei den Old Government Buildings vorbei. Bei diesen wurde für uns ersichtlich, wo die ganzen Kauribäume geblieben sind, die wir auf unseren Walks durch die Urwälder Neuseelands schon häufig vermissten. Beinahe gelingt die Täuschung perfekt, das Gebäude sei aus Stein errichtet, aber im Eigentlichen ist dieser Gebäudekomplex aus dem guten Kauri Baum geschnitzt. Welchen Sinn dieser Täuschungsversuch hat bleibt für uns aber ungeklärt.
Eine Sehenswürdigkeit, die mit ihrem kostenlosen Eintritt lockte ist das 317 Millionen Dollar teure Te Papa Museum of New Zealand. Hier wurden wir mit auf eine interaktive Reise einmal quer  durch die neuseeländische Welt von Urzeit bis zur Zukunft genommen. Wir lernten warum die Vulkane blubbern, wo die ganzen Kiwivögel geblieben sind (ausgestopft in gläsernen Vitrinen), wie die Maori lebten und wie es sich anfühlt wenn man in einem Haus steht, während ein Erdbeben im Gange ist. Außerdem gab es auch einen nachempfundenen neuseeländischen Wald, für diejenigen, die noch keine Zeit für den Echten fanden.
Unser nächstes Ziel ist Picton, der Norden der Südinsel. Wir haben angenommen es sei kein Problem nach Weihnachten eine der mehrmals täglich fahrenden Fähren zu nehmen, um übersetzen zu können, jedoch ist dies erst am 31.Dezember möglich.

Wir haben eine knappe Woche Zeit…

Marten auf einem Schiffswrack am schwarzen Strand von Patea
 
Willkommen in Wellington!
Paula in weihnachtlicher Atmosphäre,
Te Papa im Hintergrund


Embassy Theatre, Gandalf lädt ein.

Paula auf dem Civic Square

Blick von den Kelburn Heights auf die Stadt

Paula freut sich beim Picknick am Hafen auf das erste deutsche Roggenbrot
(mit 75% Weizenmehlanteil)

In diesem mystischen Wald versteckte sich auch
einst Frodo vor den Ringgeistern..
 

Montag, 17. Dezember 2012

Taranaki. Ein Paradies für die Milka-Kuh


Könnt ihr euch noch an die Milka-Montelino-Pralinen erinnern? Vor etlichen Jahren gab es von Milka diese zauberhaften kleinen, spitzen Nougat-Schokoberge mit weißen Gipfeln und Knusperfüllung, die uns der Anblick des Mount Taranaki zurück ins Gedächtnis gerufen hat. Schade, dass es sie jetzt nicht mehr gibt.

Den Mount Taranaki aber gibt es sehr wohl, auch wenn er fast aussieht, wie in die Landschaft hineingemalt, wie eine gemalte Milka-Praline, die über Farmländereien, Städten und tropischen Wäldern thront. Hier sind wir nun also im Taranaki National Park und staunen jedes Mal aufs Neue, wenn die Wolken den Blick auf den nahezu perfekt kegelförmigen Berg freigeben.
Der Mount Taranaki wurde von James Cook zunächst als Mount Egmont bezeichnet, später aber wieder auf den Maori-Namen Taranaki zurückgetauft. Er ist ein 2518m hoher schlafender Vulkan, das bedeutet, ein Ausbruch wäre jederzeit möglich, der letzte fand jedoch vor 250 Jahren statt.
Wir wollten uns den prächtigen Berg unbedingt aus der Nähe ansehen, weshalb wir uns eine Wanderung zur 1900m hohen Fanthams-Peak, einer Vulkanspitze, die aus dem eigentlichen Mount Taranaki hinauswächst, vornahmen.
Guter Dinge schnürten wir uns morgens bei sonnigem Wetter die Wanderschuhe und stellten ziemlich bald fest, dass 1000 Höhenmeter auf einer Strecke von 5 Kilometern ganz schön anstrengend werden können. Uns fiel aber auch auf WIE ähnlich sich der Mount Taranaki und Milka Montelino wirklich sind:
Unsere Wanderung führte uns auf steilen Treppen zuerst durch dichten neuseeländischen Urwald mit feuchtem, nougatähnlichem Boden. Mit steigender Höhe nahm natürlich auch die Vegetation ab und aus dem dunklen Boden wurde vulkanisches Schlackegestein, das unter unseren Füßen herumknusperte und in dem es sehr schwierig war, überhaupt Halt zu finden. Nicht zu vergessen natürlich die Bergspitze aus vereister weißer Schokolade, die wir hinter dichten Wolken ein paar Mal erahnen konnten.
Leider  mussten wir unsere Tour kurz vor der Fanthams Peak abbrechen, weil in dem Geröll aus Schlackegestein einfach kein Vorwärtskommen mehr war. Mit jedem Schritt bergauf rutschten wir einen halben wieder bergab. Zudem fing es dort mitten in einer Wolke ziemlich heftig an zu regnen und auch das war uns nicht so ganz geheuer.
Nach unserer Wanderung konnten wir mal wieder ein paar skurrile neuseeländische Campingplatzerfahrungen sammeln. Der Campingplatz von Stratford, dem Tor zum Taranaki National Park, wurde von einer niedlichen englischen Omi betrieben, die gewissenhaft dafür sorgte, dass jede
Ecke ihres Platzes mit niedlichen Katzenmotivtassen, einer Nachttopfsammlung, Blümchen und rosa Farbe dekoriert war. So tranken wir unseren Tee zwischen putzigen, rosa Bungalows und fühlten uns auch ganz fein englisch, wären da nicht die dauerhaften Campingplatzbewohner gewesen…
Uns ist aufgefallen, dass viele Neuseeländer ihren Hauptwohnsitz auf einem Campingplatz zu haben scheinen. Sie leben dann meist in Bungalows, an die ein Wohnwagen angebaut ist. Viel unkomfortabler  als ein typisches neuseeländisches Fertighaus ist das bestimmt (bezüglich des Platzes und der Isolierung) nicht. Aber diese Dauercamper sind meist etwas komische Gestalten.
So beherbergte die niedliche Katzenomi einen gruseligen Clan, bestehend aus einem dicken, tätowierten, alten Mann, der  nur in Lederjacke bekleidet laut schimpfend mit seinem Hund Gassi ging, sowie einigen jüngeren Menschen, denen die Zigarette nur beim schaurig klingenden Husten und Röcheln aus dem Mund glitt… Da ist man dann doch ganz froh, wenn man sein Auto nachts auch von innen abschließen kann.

Auf dem nächsten Campingplatz aber, in New Plymouth, wurden wir von den Dauercampern eher belustigt als beängstigt. Dort wo in Stratford zerschlissene Vorhänge die Wohnwagenfenster zierten, waren es hier blinkende Rentiere und Weihnachtsbäume. Im Dunkeln hatten wir die perfekte Sicht auf eine wunderbar verkitschte, blinkende Weihnachtscampingstraße. Auch aufblasbare Schneemänner und Weihnachtsmannpuppen durften auf dem Platz nicht fehlen. Man kann schon sagen, dass die Neuseeländer sehr leidenschaftlich campen!

New Plymouth ist eine Stadt, die für eine neuseeländische ganz nett ist. Das Zentrum besteht auch hier aus einer sehr langen Einkaufsstraße mit den immer wieder gleichen Fassaden und Vordächern, die uns immer wieder an verlassene Westernstädte erinnern. Drumherum findet man dann nur noch Fastfood-Ketten, verschiedenste Kirchen und Parks und pünktlich um 17 Uhr werden alle Bürgersteige hochgeklappt. New Plymouth hat aber auch einen sehr schönen Coastal Walkway und natürlich den unbezahlbaren Blick auf den Mount Taranaki (bei gutem Wetter…).
Hier durften wir noch ein bisschen mehr vom Kiwi-Weihnachten miterleben. Das alljährliche „New Plymouth – Festival of Lights“ feierte am Sonntag seine Eröffnung, bei der wir so viele Menschen auf einem Haufen sahen wie schon seit Langem nicht, so viele wie wahrscheinlich noch nie auf unserer Reise! Auf einer großen Open-Air-Bühne schmetterten ein Weihnachtsmann und seine Helfer ein paar deutsche Arien und englische Weihnachtslieder, begleitet wurde das Ganze von einem kleinen Blasorchester. Uns erinnerte die Vorführung sehr an unser Schulweihnachtskonzert, doch die Kiwis feierten ihre Bühnenhelden ganz euphorisch und es entstand wirklich so etwas Ähnliches wie eine Weihnachtsstimmung im Pukekura Park. So lange es noch hell war, konnten wir die bunten Elfen- und Wichtelkostüme der Zuschauer bewundern, sobald es dunkel wurde sah man nur noch ein schönes Lichtermeer aus mitgebrachten Kerzen vor der Bühne. Höhepunkt der Veranstaltung war ein Feuerwerk. Mit vielen „Oohs“ und „Aahs“ staunten ein paar tausend große und kleine Hobbits über das Werk Gandalfs. Doch das war erst das Startsignal für das eigentliche Lichterfest.
Nach der Show wandelten wir durch einen romantischen Park mit tollen Lichtinstallationen… So entstanden im dunklen Park schimmernde Feenwiesen, sich im Wasser spiegelnde, leuchtende Quallen und eine Brücke mit leuchtendem Sternenhimmel. Dieses Lichterfest war ein bisschen wie das im Wiesenburger Park, nur noch etwas größer aufgezogen.
Nun haben wir auch in Neuseeland endlich ein bisschen Kultur gefunden, die uns gefällt.

Ein Pfad schlängelte sich durch dichtes Gebüsch hinauf zur versteckten Spitze des Mount Taranaki
 

Nach einer Stunde Treppensteigen sichtlich angestrengt und etwas erschöpft

Vulkangestein und das, was der Mount Taranaki an dem Tag von sich preisgeben wollte
 

Zu Besuch bei den Weihnachtscampern

Marten am Coastal Walkway

Milka Montelino thront über New Plymouth

Endlose Leere in New Plymouth nach 17 Uhr

Lichtinstallation im Pukekura Park, im Hintergrund kann man die Spitze des Mount Taranaki erahnen...

Ein weihnachtliches Lichtermeer

Marten beim Festival of Lights I

Marten beim Festival of Lights II

Ein letzter Blick auf den Mount Taranaki. Dort wo der rote Pfeil hinzeigt waren wir (fast).


Montag, 10. Dezember 2012

"Morgen, Kinder, wird's was geben,...

 ... morgen werden wir uns freuen!“ Am Vorabend des Nikolaustages haben wir das schöne Weihnachtsliedchen zwar vor uns hingesungen, aber wohl nicht genug zu Herzen genommen und vergessen, unsere Schuhe zu putzen.
Zur Strafe hat der Nikolaus uns dann auch wirklich nichts gebracht, dafür hatte aber unser Weinberg-Manager eine nette, kleine Überraschung für uns: Die Kündigung.
Schon in den vorherigen zwei Wochen hätten wir es eigentlich ahnen müssen, denn wir wurden mit immer unsinnigeren Aufgaben beschäftigt, die sich unser netter Manager immer wieder neu ausdachte, nur damit wir noch ein paar Tage länger arbeiten konnten: Querwachsende Weintriebe auseinanderfädeln, seitliche Triebe abpflücken und das Zählen von Trieben und Früchten...
Während unsere Kollegen in diesen Aufgaben ihre wahre Erfüllung entdecken konnten, spürten wir, wie unsere Gehirnmasse immer mehr dahinschmolz, so wie die Marshmallows, die wir hier gerade beim Blogschreiben in Tee auflösen (lecker!). So kam die Nachricht des Managers, dass nun endgültig alle Arbeit getan sei und die Pflanzen nun nur noch Zeit und das richtige Wetter zum Blühen bräuchten, zwar etwas unverhofft, aber eigentlich doch sehr gelegen für uns.
Denn nun haben wir Waipawa statt nach geplanten 7 schon nach 5 Wochen Arbeit am Weinberg endlich hinter uns gelassen und können jetzt weiter durchs Land reisen.
Der Abschied von Waipawa fiel uns überhaupt nicht schwer. Es ist wahrscheinlich auch nicht gerade leicht, das Städtchen, dessen Schrottplatz größer ist als das Stadtzentrum, in sein Herz zu schließen.
Trotz des fehlenden Charmes haben wir in den letzten Wochen dort noch ein bisschen was erleben können, wovon ich auch noch kurz berichten möchte.
Unser Campingplatz wurde mittlerweile nicht mehr von unserem Arbeitsteam (bestehend aus dem Inder, den Franzosen und uns) beherrscht, sondern von einer Gruppe lauter, deutscher Orks besetzt, die in Waipawa ebenfalls ihr Lager zum Arbeiten aufgeschlagen hatten und ihren Platz mit Essensresten und grölenden Lauten markieren mussten. Die Franzosen hatten sie auf diese Art sofort aus der Küche vertrieben und auch wir müssen zugeben, dass wir an den Wochenenden lieber flüchteten, als die Gesellschaft mit den anderen Deutschen zu teilen.
So besichtigten wir beispielsweise den längsten Ortsnamen Neuseelands (und angeblich auch der ganzen Welt, obwohl ich da glaube ich schon mal etwas anderes gehört habe..):
Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
Das ist eigentlich ein Berg, der sich aber anscheinend auf Privatgelände befindet und dessen Anblick der Öffentlichkeit also verwehrt wird. Was der Öffentlichkeit aber zugänglich ist, ist das Namensschild, das mit einem hübschen Clipart versehen ist und zeigt, wie der Berg in etwa aussehen könnte. 
Wenn ich mal ein Haus mit einem Garten habe, dann schaufle ich einen Sandhaufen zusammen und nenne ihn Dersandhaufendenpaulazumbergerkorenhatnachdemsieihnaussandgebauthatundindenihrekatzehoffentlichkeinhäufchensetzenwird.
Das kommt dann der Bedeutung des Namens Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
recht nahe und dürfte dann wirklich der „longest place name of the world“ sein.  Und ich glaube auch, dass einige Sehenswürdigkeiten hier(vor allem der neuseeländischen Städte) so entstanden sind.
Etwas, das wiederum wirklich völlig neuartig für uns war, haben wir letzten Samstagmorgen als Wecker erlebt. Wir dürfen uns nun stolze Überlebende eines Erdbebens nennen!
Gegen halb neun am Morgen wurden wir von einem eigenartigen Wackeln oder Vibrieren des Autos geweckt. Wir verdächtigten zuerst den Hund des Campingplatzwarts oder einen komischen Windstoß (Erst vor ein paar Tagen gab es in Auckland übrigens einen Tornado!). Doch in der Küche wurden wir von einem älteren neuseeländischen Herrn gefragt, ob wir das Erdbeben auch mitbekommen hätten. Hatten wir also! Und auch in den Nachrichten des Tages wurde von einem Erdbeben in Japan berichtet, dass sich auch auf Neuseelands Nordinsel noch mit einer Stärke von 5,86 bemerkbar gemacht habe.
Solche Naturereignisse sind für Neuseeländer längst nichts Besonderes mehr, doch wenn der Supermarkt in Waipawa eine Weihnachtsparty mit kostenlosen Probierhäppchen und Give Aways ankündigt, dann sind alle ganz aus dem Häuschen und der ganze Ort versammelt sich im Supermarkt. Da durften natürlich auch wir beide nicht fehlen. Wir dehnten an diesem Tag unseren sowieso schon lange dauernden Supermarktbesuch noch ein bisschen mehr aus als sonst und zogen so oft wie noch nie durch die Reihen, um leckere Christmas Fruit Cake-Häppchen von den lustig verkleideten Verkäufern zu ergattern, während der Supermarkt mit dem Lied beschallt wurde, das auch hier nicht zu Weihnachten fehlen darf: Last Christmas, natürlich.
Doch diese Supermarktfeier ist eigentlich schon das Maximale, was aus dem neuseeländischen Weihnachtsfest an Gemütlichkeit herauszuholen ist. Der Versuch, das Amerikanische Weihnachten durch blinkende Lichter und Kunstschnee nachzuahmen, wirkt fast ein bisschen zwanghaft, da hier nun einmal gerade der Sommer beginnt und die meisten Kiwis auch lieber weißen Sand als weißen Schnee sehen möchten.  Weihnachten wird hier also, wenn, dann nur sehr kommerziell gefeiert.
Trotzdem versuchen wir, uns ein bisschen weihnachtliche Gemütlichkeit nach unserer Vorstellung herbeizuzaubern, in dem ich schon Plätzchen gebacken habe, wir jeden Tag ein Türchen im vor sich hin schmelzenden Schokoadventskalender öffnen und auch jeden Adventssonntag ein weiteres Lichtlein zum Brennen bringen..
Wir freuen uns, dass wir die letzten zwei Adventssonntage noch an spannenderen Stellen Neuseelands und nicht in Waipawa verbringen werden.
Um das ungehindert tun zu können, mussten wir heute noch eine kleine bürokratische Sache in Palmerston North klären. Versehentlich hatte Marten bei unserer Einreise einen falschen Stempel in seinen Reisepass bekommen, der aussagte, dass sein Visum am 8. Januar abliefe. Nachdem er nun eine bedrohliche Email der Einwanderungsbehörde bekommen hatte, die ihm riet pünktlich auszureisen, mussten wir diesen Fehler also heute aufklären und den falschen Stempel durch einen korrekten Aufkleber ersetzen. Nun steht auch den nächsten vier Monaten unserer Reise hoffentlich nichts Bürokratisches mehr im Weg!
Unsere geplante Reiseroute haben wir jetzt ein bisschen geändert. Statt wie vorerst gedacht direkt von Waipawa aus nach Wellington und dann auf die Südinsel zu fahren, machen wir nun doch noch einmal einen kleinen Schlenker nach Nordwesten und wollen die unverhofft gewonnenen 2 Wochen dazu nutzen, zum Mt Egmont zu fahren.
Wo und wie wir Weihnachten verbringen wollen, das wissen wir aber noch nicht…
 
´Napier mit Weihnachtsschmuck und Palmen
 

Am Namensschild des Longest Place Name" (der eigentliche Berg ist natürlich nicht zu sehen...)

Paula in der Weihnachtsbäckerei

Marten genießt den ersten Advent

Ein trauriger Blick von Baxter, dem Campingplatzhund, bei unserer Abfahrt aus Waipawa.
Diese Trauerstimmung konnten wir mit ihm aber nicht teilen.