... morgen werden wir uns freuen!“ Am Vorabend des Nikolaustages haben wir das schöne
Weihnachtsliedchen zwar vor uns hingesungen, aber wohl nicht genug zu Herzen
genommen und vergessen, unsere Schuhe zu putzen.
Zur Strafe hat der Nikolaus uns dann auch wirklich nichts gebracht, dafür hatte
aber unser Weinberg-Manager eine nette, kleine Überraschung für uns: Die
Kündigung.
Schon in den vorherigen zwei Wochen hätten wir es eigentlich ahnen müssen, denn
wir wurden mit immer unsinnigeren Aufgaben beschäftigt, die sich unser netter
Manager immer wieder neu ausdachte, nur damit wir noch ein paar Tage länger
arbeiten konnten: Querwachsende Weintriebe auseinanderfädeln, seitliche Triebe
abpflücken und das Zählen von Trieben und Früchten...
Während unsere Kollegen in diesen Aufgaben ihre wahre
Erfüllung entdecken konnten, spürten wir, wie unsere Gehirnmasse immer mehr
dahinschmolz, so wie die Marshmallows, die wir hier gerade beim Blogschreiben
in Tee auflösen (lecker!). So kam die Nachricht des Managers, dass nun
endgültig alle Arbeit getan sei und die Pflanzen nun nur noch Zeit und das
richtige Wetter zum Blühen bräuchten, zwar etwas unverhofft, aber eigentlich
doch sehr gelegen für uns.
Denn nun haben wir Waipawa statt nach geplanten 7 schon nach 5 Wochen Arbeit am
Weinberg endlich hinter uns gelassen und können jetzt weiter durchs Land
reisen.
Der Abschied von Waipawa fiel uns überhaupt nicht schwer. Es ist wahrscheinlich
auch nicht gerade leicht, das Städtchen, dessen Schrottplatz größer ist als das
Stadtzentrum, in sein Herz zu schließen.
Trotz des fehlenden Charmes haben wir in den letzten Wochen dort noch ein
bisschen was erleben können, wovon ich auch noch kurz berichten möchte.
Unser Campingplatz wurde mittlerweile nicht mehr von unserem
Arbeitsteam (bestehend aus dem Inder, den Franzosen und uns) beherrscht,
sondern von einer Gruppe lauter, deutscher Orks besetzt, die in Waipawa
ebenfalls ihr Lager zum Arbeiten aufgeschlagen hatten und ihren Platz mit
Essensresten und grölenden Lauten markieren mussten. Die Franzosen hatten sie
auf diese Art sofort aus der Küche vertrieben und auch wir müssen zugeben, dass
wir an den Wochenenden lieber flüchteten, als die Gesellschaft mit den anderen
Deutschen zu teilen.
So besichtigten wir beispielsweise den längsten Ortsnamen Neuseelands (und
angeblich auch der ganzen Welt, obwohl ich da glaube ich schon mal etwas
anderes gehört habe..):
Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
Das ist eigentlich ein Berg, der sich aber anscheinend auf
Privatgelände befindet und dessen Anblick der Öffentlichkeit also verwehrt
wird. Was der Öffentlichkeit aber zugänglich ist, ist das Namensschild, das mit
einem hübschen Clipart versehen ist und zeigt, wie der Berg in etwa aussehen
könnte.
Wenn ich mal ein Haus mit einem Garten habe, dann schaufle ich einen Sandhaufen
zusammen und nenne ihn
Dersandhaufendenpaulazumbergerkorenhatnachdemsieihnaussandgebauthatundindenihrekatzehoffentlichkeinhäufchensetzenwird.
Das kommt dann der Bedeutung des Namens
Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu
recht nahe und dürfte dann wirklich der „longest place name
of the world“ sein. Und ich glaube auch,
dass einige Sehenswürdigkeiten hier(vor allem der neuseeländischen Städte) so
entstanden sind.
Etwas, das wiederum wirklich völlig neuartig für uns war,
haben wir letzten Samstagmorgen als Wecker erlebt. Wir dürfen uns nun stolze
Überlebende eines Erdbebens nennen!
Gegen halb neun am Morgen wurden wir von einem eigenartigen Wackeln oder
Vibrieren des Autos geweckt. Wir verdächtigten zuerst den Hund des
Campingplatzwarts oder einen komischen Windstoß (Erst vor ein paar Tagen gab es
in Auckland übrigens einen Tornado!). Doch in der Küche wurden wir von einem
älteren neuseeländischen Herrn gefragt, ob wir das Erdbeben auch mitbekommen
hätten. Hatten wir also! Und auch in den Nachrichten des Tages wurde von einem
Erdbeben in Japan berichtet, dass sich auch auf Neuseelands Nordinsel noch mit
einer Stärke von 5,86 bemerkbar gemacht habe.
Solche Naturereignisse sind für Neuseeländer längst nichts Besonderes mehr,
doch wenn der Supermarkt in Waipawa eine Weihnachtsparty mit kostenlosen
Probierhäppchen und Give Aways ankündigt, dann sind alle ganz aus dem Häuschen und
der ganze Ort versammelt sich im Supermarkt. Da durften natürlich auch wir
beide nicht fehlen. Wir dehnten an diesem Tag unseren sowieso schon lange
dauernden Supermarktbesuch noch ein bisschen mehr aus als sonst und zogen so
oft wie noch nie durch die Reihen, um leckere Christmas Fruit Cake-Häppchen von
den lustig verkleideten Verkäufern zu ergattern, während der Supermarkt mit dem
Lied beschallt wurde, das auch hier nicht zu Weihnachten fehlen darf: Last
Christmas, natürlich.
Doch diese Supermarktfeier ist eigentlich schon das Maximale, was aus dem
neuseeländischen Weihnachtsfest an Gemütlichkeit herauszuholen ist. Der
Versuch, das Amerikanische Weihnachten durch blinkende Lichter und Kunstschnee
nachzuahmen, wirkt fast ein bisschen zwanghaft, da hier nun einmal gerade der
Sommer beginnt und die meisten Kiwis auch lieber weißen Sand als weißen Schnee
sehen möchten. Weihnachten wird hier
also, wenn, dann nur sehr kommerziell gefeiert.
Trotzdem versuchen wir, uns ein bisschen weihnachtliche Gemütlichkeit nach
unserer Vorstellung herbeizuzaubern, in dem ich schon Plätzchen gebacken habe,
wir jeden Tag ein Türchen im vor sich hin schmelzenden Schokoadventskalender
öffnen und auch jeden Adventssonntag ein weiteres Lichtlein zum Brennen
bringen..
Wir freuen uns, dass wir die letzten zwei Adventssonntage
noch an spannenderen Stellen Neuseelands und nicht in Waipawa verbringen
werden.
Um das ungehindert tun zu können, mussten wir heute noch eine kleine
bürokratische Sache in Palmerston North klären. Versehentlich hatte Marten bei
unserer Einreise einen falschen Stempel in seinen Reisepass bekommen, der
aussagte, dass sein Visum am 8. Januar abliefe. Nachdem er nun eine bedrohliche
Email der Einwanderungsbehörde bekommen hatte, die ihm riet pünktlich
auszureisen, mussten wir diesen Fehler also heute aufklären und den falschen
Stempel durch einen korrekten Aufkleber ersetzen. Nun steht auch den nächsten
vier Monaten unserer Reise hoffentlich nichts Bürokratisches mehr im Weg!
Unsere geplante Reiseroute haben wir jetzt ein bisschen geändert. Statt wie
vorerst gedacht direkt von Waipawa aus nach Wellington und dann auf die
Südinsel zu fahren, machen wir nun doch noch einmal einen kleinen Schlenker
nach Nordwesten und wollen die unverhofft gewonnenen 2 Wochen dazu nutzen, zum
Mt Egmont zu fahren.
Wo und wie wir Weihnachten verbringen wollen, das wissen wir aber noch nicht…
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´Napier mit Weihnachtsschmuck und Palmen |
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Am Namensschild des Longest Place Name" (der eigentliche Berg ist natürlich nicht zu sehen...) |
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Paula in der Weihnachtsbäckerei |
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Marten genießt den ersten Advent |
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Ein trauriger Blick von Baxter, dem Campingplatzhund, bei unserer Abfahrt aus Waipawa. Diese Trauerstimmung konnten wir mit ihm aber nicht teilen. |