Sonntag, 24. Februar 2013

Déja vu et entendu.. und noch mehr Small Talk



Neuseeland gibt uns gerade eine zweite Chance, viele Orte, die wir auf der Fahrt in den Süden passiert haben, nun noch einmal in einem besseren Licht kennenzulernen.
Beim Rückwärtsspulen unserer Route werden eingeschlafene, verlassene Großstädte auf einmal zu lebendigen Metropol(ch)en und verregnete Kleinstädte versuchen, uns ihre Sonnenseiten zu zeigen. Bloß die Kiwimentalität ist und bleibt überall dieselbe…
Nach der Fährüberfahrt von der Südinsel erkannten wir Wellington kaum wieder. Das, was uns als windige, unweihnachtliche Stadt mit hochgeklappten Bürgersteigen in Erinnerung geblieben war, entpuppte sich nun als sommerliches Plätzchen, an dem sich Menschen in Cafés treffen und es sogar ansatzweise so etwas wie ein Nachtleben gibt. Nicht zu vergleichen mit dem Leben anderer uns bekannter Hauptstädte, aber das ist von einer 135 000 Einwohner-Stadt natürlich auch nicht zu erwarten, schon gar nicht wenn sie so abgeschieden am Ende der Welt liegt.
Immerhin waren so viele Menschen in der Stadt, dass wir auf dem uns schon vertrauten Hostel-Campingplatz keinen Stellplatz mehr für die Nacht bekamen. So blieb uns nichts Anderes übrig, als unser Lager auf einem Parkplatz in der Nähe des Hafens aufzuschlagen. Etwas schräg mit dem Kopf nach unten, zwischen grellen Straßenlaternen konnten wir uns preiswert von der schaukeligen Fährfahrt erholen und uns am nächsten Morgen ganz romantisch am Strand einen Tee auf dem Gaskocher brühen.
Die Romantik dieses Morgens hatte anscheinend auch ein rüstiger Kiwirentner für sich entdeckt und gesellte sich an unseren Frühstückstisch, nicht etwa um den üblichen neuseeländischen Small Talk mit uns zu halten, nein. Er war kein Mann der großen Worte, er war ein Mann der Tat, der sich schneller als wir es begreifen konnten, eine Handbreit von unserem Nutellabrot entfernt, die Hose aufknöpfte, um in sein Badeoutfit zu steigen. Als er uns auch noch seine Bauchfalten präsentieren wollte, beendeten wir unser romantisches Frühstück doch recht schnell und ließen den Mann sich in Ruhe austoben.  
Wir beide setzten unsere ausgiebigen Spaziergänge durch Wellington, die wir im letzten Jahr begonnen hatten, nun fort. Alle wirklichen und monumentalen Sehenswürdigkeiten hatten wir ja nun schon abgeklappert, doch ein paar Events fanden erst jetzt statt:
Auf dem großen Bauernmarkt am Hafen von Wellington fanden wir wahre Schätze, die es so im neuseeländischen Supermarkt nicht zu kaufen gibt, oder wenn, dann nur für ein kleines Vermögen: Hokkaidos, Avocados, Mangos… außerdem jede Menge Stände, die mit kleinen Probierhäppchen hungrige und gierige Backpacker anzogen. Nach unserem kleinen Marktbummel waren wir gut gesättigt mit Apfelkuchen-, Lachs-, Hummus- und Schokoladenhäppchen und konnten an dem neuseeländischen Stand, an dem ein Chinese Thüringer „Fritz“- Bratwürste auf bayrische Art anbot getrost vorbeigehen.
Neben dem Markt fand in Wellington zu dieser Zeit auch das sogenannte „Fringe-Festival“ statt. Laut Werbeanzeigen hätten viele neonbunt-verkleidete Figuren durch die Straßen ziehen sollen, welche sich uns jedoch nicht zeigten. Wir fanden aber wenigstens ein paar Performancekünstler und Installationen am Hafen und wurden zum Origami-Würfel-Falten animiert, während eine Horde Halbmarathonläufer an uns vorbeirauschte und die Straßen zum Vibrieren brachte.
Und weil die letzte Nacht am Straßenrand so gemütlich war, beschlossen wir, auch die nächste auf einem Parkplatz zu verbringen, anstatt einen schmuddeligen Hostelbesitzer zu unterstützen.
Passenderweise bot das Hallenbad neben unserem Campingparkplatz günstige, blitzsaubere Duschen an, welche wir dankend in Anspruch nahmen.
Nachts in Neuseeland braucht man sich eigentlich auch in größeren Städten nicht vor allzu viel Kriminalität zu fürchten. Wir wurden in der Nacht zwar von lauter Hiphop-Musik aus Autoradios geweckt, doch diese nächtliche Versammlung auf dem Parkplatz stellte sich bloß als harmlose Gang pubertierender Mittzwanziger heraus, die sich nachts zum Fußballspielen am Hafen trafen, vergleichbar mit den Busbahnhoftreffen in Belzig wahrscheinlich.

Etwas gruseligere, aber uns schon bekannte Gestalten trafen wir auf unserem Weg nordwärts auch dieses Mal wieder in der Kleinstadt Levin. Dort hausten in der Campingplatzküche immer noch dieselben Dauercamper, die uns auch schon auf dem Hinweg ihr Small Talk-Herz ausgeschüttet hatten. So konnten wir in Gedanken schon mitsprechen, was der Camper mit den deutschen Wurzeln uns zu erzählen hatte, bevor er es überhaupt aussprach, waren aber auch froh, nun bei schönem Wetter noch weiteren Small Talk-Endlosschleifen entfliehen zu können.

Auch in der Stadt Wanganui legten wir schon zum zweiten Mal eine Rast ein und auch hier herrschte tagsüber ein wunderbarer Sonnenschein, den wir so in Neuseeland noch nicht oft erleben durften. Genau deshalb konnten wir abends in Wanganui auch einen feuerroten Sonnenuntergang am schwarzen Strand erleben – allerdings bereits um kurz vor halb acht.
Die Tage in Neuseeland werden schon wieder deutlich kürzer, was natürlich auch ein bisschen damit zusammenhängt, dass wir wieder in Richtung Äquator fahren.
Doch auch die Nächte werden langsam wieder frostig kalt, sodass wir schon wieder auf Fleecejacke und lange Hosen im Schlafsack umgestiegen sind.
Zu alledem färben sich an einigen Bäumen die Blätter schon rot ein…. Der Herbst in Neuseeland beginnt und wir sind nicht besonders scharf darauf, ihn in seinem vollen Ausmaße genießen zu dürfen. Die Heimat ruft…

Wenn man über Neuseelands Landschaft spricht, dann oft in einem Atemzug mit den Drehorten von Herr der Ringe. DIE Szenerie schlechthin stellt der Tongariro National Park dar, in welchem sich Mordor und der Schicksalsberg befinden. Unter anderem dieses Highlight hatten wir uns extra noch offen gelassen, um uns auch die Rücktour so spannend wie möglich zu gehalten.
Der große Nationalpark im Zentrum der Nordinsel besteht aus drei ziemlich aktiven Vulkanen, eingebettet in eine vulkanische Krater- und Graslandschaft. Der höchste Vulkan, der Mt Ruapehu ist letzten November erst leicht ausgebrochen, der Mt Ngauruhoe verkörpert Tolkiens Schicksalsberg und erinnert optisch ein wenig an den Mt Taranaki. Der Namensgeber des Parks, Mt Tongariro ist zurzeit am Brodeln und Dampfen und wird wohl in naher Zukunft ausbrechen, weshalb der Hauptwanderweg durch den Park vorsorglich gesperrt wurde.
Eine schöne Tagestour über trockene Gesteinslandschaft, mit tollen Panoramen der großen Vulkane konnten wir aber trotzdem unternehmen und erahnen, an welcher Stelle des Mt Ruapehu die Orks Zuhause sind und ihr Unwesen treiben, indem sie anscheinend tonnenweise Rollsplit auf die neuseeländischen Fernverkehrsstraßen schmeißen.
Auf fast jeder längeren Fahrtstrecke muss sich unser Nissan durch zentimetertiefen Rollsplit quälen, um Marten eine schöne Vollzeitbeschäftigung zu verschaffen. In letzter Zeit kniet er eigentlich ständig mit der Taschenlampe im Mund und einem Messer in der Hand am Boden, um Steine zwischen Bremsscheiben und Blech der Räder herauszupulen, welche sich dort so verkeilen, dass sie ein nervtötendes Schleifgeräusch erzeugen. Auch auf unserer Windschutzscheibe hat dieser Rollsplit schon ein paar Spuren hinterlassen, doch den Kiwi kümmert das wenig. Selbst wenn es faustgroße Steinschläge im Sichtbereich des Fahrers verursachen kann, kippt er fleißig weiter seine Straßen mit Rollsplit zu, erkundigt sich zwar phrasenhaft, ob es einem gut gehe und alles in Ordnung sei, hört aber bei der Antwort nur selten zu und lässt einen mit seinen Problemen lieber allein, um weiter Rollsplit zu streuen.

Wir haben ein paar nicht so gute Erfahrungen mit unzuverlässigen, unverbindlichen Kiwis gemacht, doch manchmal werden wir auch noch positiv überrascht. Heute Morgen beispielsweise borgten wir unseren Zeltnachbarn zum Frühstück unseren Salzstreuer und bekamen zum Dank ein ganzes Brot geschenkt.

Gerade sind wir am großen Lake Taupo, dem größten See Neuseelands. Ein großer See in einer schönen Berglandschaft mit einem netten gleichnamigen Städtchen, doch längst nicht der spektakulärste See, den wir hier gesehen haben. Viel mehr fasziniert uns im Moment der Waikato Fluss, der dem Lake Taupo entspringt. Sein strahlend blaues Wasser stürzt hier die „wohl schönsten und am meisten beeindruckenden Wasserfälle Neuseelands“, die Huka Falls hinunter.
Außerdem fließt er an einer Stelle mit einem thermalen Heißwasserbach zusammen, es bilden sich kuschelig warme Pools, die frei zugänglich sind und an einem kühlen neuseeländischen Spätsommermorgen zu einem heißen Bad verlocken.
Heute Nacht wird es sicherlich wieder ziemlich frisch werden und wir stehen gerade auf einem sehr spartanischen Campingplatz ohne heiße Duschen. Wenn wir uns dann morgen Früh aus unseren dicken Schlafsachen hinausgeschält haben, sind unser erstes Ziel diese heißen Becken, in denen wir uns so richtig schön durchwärmen lassen können!

Guten Morgen, Wellington! (Unser Frühstücksgast lässt hier noch auf sich warten)

Born to be Wild!
An Stellen, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind, gelangt der Kiwi über 40 mit seinem Scooter. Diese Fahrzeuge müssen anscheinend sehr günstig zu haben sein, oder von den Krankenkassen gesponsert werden, denn alle Städte sind überfüllt von ihnen...

Marten im Tongariro National Park

Tagesziel, der Kratersee Tama Lake im Tongariro, wurde erreicht!

Der Mt Ngauruhoe, oder der Schicksalsberg

Paula sitzt in sicherem Abstand vor Mordor

Der brodelnde Mt Tongariro

Nach dem Rollsplit...

Die Huka Falls des Waikato Rivers

Donnerstag, 14. Februar 2013

Neuseeländische Geschäftsideen



Die Empfehlung Sarndras machte uns das kleine Fischerdörfchen Moeraki zum ersten Zwischenstopp, nachdem wir Dunedin verlassen hatten. Dort sollte es den vielleicht besten tagesfrischen oder geräucherten Fisch der Südinsel geben. In unseren Köpfen entstand das Bild eines beschaulichen netten Hafens, an dem es an kleinen Ständen den einen oder anderen Leckerbissen zu erstehen gibt. Diese Vorstellung hat sich leider nicht verwirklicht, am nächsten Tag erfuhren wir auch weshalb. Vor einiger Zeit kenterte ein Maoriahne, nachdem er mit seinen reichlich gefüllten Vorratskörben vom Tagesfang den Rückweg antrat. Dabei fiel der gesamte Fang ins Wasser und wurde zu Stein.
Heute sind diese riesigen, runden tonnenschweren Steine, bekannt als Moeraki Boulders, überall auf dem Strand zu bestaunen. Im Eigentlichen erinnern diese eher an überdimensionierte Kanonenkugeln, als an versteinerte Nahrung. Für uns war der Fisch, weswegen wir eigentlich diesen Ort ansteuerten, schnell vergessen, nach dem gebotenen tollen Anblick und dem Spaß, die kleine Paula zu beobachten, wie sie versuchte, die bis zu vier Meter breiten Kolosse zu erklimmen.

(Die wissenschaftliche Erklärung der Boulders hingegen erscheint weniger anschaulich. Demnach trug es sich zu, dass sich vor mehreren Millionen Jahren am Meeresgrund Kalksalze um organische, feste Substanzen kristallisierten. Als sich der Meeresboden hob, gelangten diese mit an die Oberfläche und wurden von der brausenden Brandung freigewaschen.)

Fährt man die Westküste der neuseeländischen Südinsel entlang, werden in den meisten Städten und deren Souvenirläden Jadesteine zum Erwerb angeboten. Fährt man die östliche Küste der Südinsel Neuseelands entlang, findet man vieler Orts ähnliche Souvenirläden, nur mit dem Unterschied, dass diese vordergründig den Verkauf von „Paua-Shells“, perlmuttbunt gezeichnete Muscheln, betreiben.
Unsere selbstorganisierten Jadestein-Suchaktionen verliefen leider nie ertragreich, weshalb wir auch keinen sonderlich konkurrenzfähigen Laden auf der Westseite führen könnten. Ein abendlicher Strandspaziergang, nahe dem kolonialen Städtchen Oamaru, auf der anderen Seite der Insel, machte uns allerdings zu erfahrenen Muschelsammlern. So dachten wir noch einmal kurz über eine Geschäftsfähigkeit nach…

Auf dem Weg durch die Vororte der zweitgrößten neuseeländischen Stadt, Christchurch, reiht sich eine Fabrik an die nächste. Auf einmal begannen unsere Herzen instinktiv schneller zu schlagen und wir wussten gar nicht was mit uns passierte, bis eine namenhafte Keksfabrik die scheinbare Ursache offenbarte. Diese warb mit ihrem 30. Geburtstag und (ver)führte uns mit ihrem Werksverkauf hinter die lecker bedruckten Türen ihres Knusperhäuschens.
Doch bei solch einer perfekt inszenierten Werbung für schmackhafte Produkte ist besondere Vorsicht geboten. Viermal größer als im Supermarkt waren die schweren Gebäckpackungen. Dass der Preis dabei fünfmal so hoch war, fiel uns scheinbar als Einzigen auf. Jedenfalls hielt dies die festen Kiwi-Großmütter nicht davon ab, die Regale zu plündern, bis sie versuchten ihre überfüllten Einkaufswägen in Richtung Kasse zu manövrieren. 
In Christchurch angekommen fanden wir im belebten Stadtteil Riccarton einen Zeltplatz nahe dem Stadtzentrum, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollten. Die mit Gittern verbarrikadierte Rezeption und die mit Lenkradkrallen gesicherten Fahrzeuge, die davor standen wirkten nicht besonders anheimelnd. Die Hauptbewohner, vor allem Maurer, Maler, Gerüstbauer, Dachdecker, dieses dadurch ziemlich überfüllten „Holiday Parks“ standen dem in nichts nach. Sie wirkten mit ihren grimmigen Mienen ziemlich beängstigend und bedienten mit ihren Manieren auch jegliches abgedroschene Klischee. Diese haben sich dort für die Arbeit in der Stadt niedergelassen, weil Betten in der Stadt seit dem Erdbeben vom 22. Februar 2011 ein rares Gut sind.
Wir machten uns also für den anstehenden Besuch Christchurchs auf das Schlimmste gefasst…
Der erste Eindruck der Stadt wirkte jedoch nicht besonders erdrückend, da wir auch schon neuseeländische Städte besuchten, in denen noch mehr Geschäfte geschlossen waren. Wir sahen zwar einige mit Stahlkonstruktionen gestützte Bauwerke, aber im Grunde genommen wirkte es auf uns mit den vielen viktorianischen Gebäude und verschnörkelte Brücken, die erst um 1900 fertiggestellt wurden, aber den Anschein erweckten viel älter zu sein, wie eine gewöhnliche Stadt mit britischem Charme, in der auch die betagten, roten, Londoner Doppeldeckerbusse nicht fehlen.
Als wir jedoch das Stadtzentrum erreichten, falls man diesen auf der Stadtkarte rot markierten Bereich noch als solches bezeichnen kann, konnten wir das Ausmaß der einstigen Zerstörung durch das Erdbeben im vollen Umfang erschreckend wahrnehmen.
Sämtliche Straßenzüge waren abgesperrt, Bauten zum Teil eingestürzt und es gab viele leere Plätze auf denen wohl mal Häuser standen. Allerdings läuft das Leben der Christchurcher offenbar nicht allzu traumatisiert und traurig ab, weil überall fleißig gebaut wird und die Stadtplanungen offen ausgestellt sind. Selbst mit einer buchbaren Bustour oder romantisch in einer Gondel übers Bächlein, durch die Trümmer der Innenstadt, lässt sich hier noch ein bisschen Profit herausschlagen. Ebenso gibt es eine provisorische Einkaufsstraße mit einigen Modeboutiquen, Bücher- und Ramschläden, die sich in aufeinander gestapelten, buntdekorierten Frachtcontainern wiederfinden. (Das muss man dem Kiwi lassen, er verzweifelt nicht, sondern denkt sich etwas Lukratives zu gegebenen Umständen aus.)
Etwas Essbares fanden wir im Stadtzentrum nicht, dementsprechend nahmen wir im neu errichteten, größten Einkaufszentrum des Landes, mit Sushi und McDonalds Burger vorlieb.

Der Museumsbesuch durfte natürlicherweise auch in Christchurch nicht fehlen. Dadurch, dass eigentlich nur noch zwei nennenswerte größere Museen geöffnet hatten, fiel uns die Suche nicht allzu schwer. Besonders angetan waren wir vom Besuch des Canterbury Museums, welches sich nahe des botanischen Garten, an einem großflächigen Park befindet. In diesem ältlich wirkenden prunkvollen Gebäude ist ein kleines Häuschen errichtet, in dem die Räume mit geschliffenen, hochpolierten Paua-Shells so voll gehängt sind, dass man die eigentlichen Wände dahinter nur noch erahnen kann. Wir erfuhren in einem kurzen witzigen Videofilm,  dass dieses Häuschen ein Replikat eines Gebäudes aus dem (von uns schon besuchten) südlichen Ort Bluff ist, in dem es sich ein Ehepaar zur Aufgabe machte, über viele Jahre Millionen von Besuchern, ihre mühevoll gesammelten und liebevoll präparierten Muscheln zur Schau zu stellen. Da wir so nicht enden wollten begruben wir die Überlegung endgültig, einen Souvenirladen zu eröffnen.
Ein zweiter Museumsbesuch führte uns in Air Force Museum, wo der Name wirklich Programm war. Es wurden auf sehr patriotische Art die bedeutendsten Bomber- und Jagdflugzeuge der britischen und neuseeländischen Kriegsgeschichte präsentiert.
Sobald man vor einem Exponat stehen blieb, eilten auch schon die mit Orden behangenen Veteranen auf uns zu, schlugen mir vor mich nach einem Friseurbesuch zu rekrutieren und ließen erst wieder von mir ab, als sie erfuhren, welcher Nationalität ich angehöre.

Jetzt haben wir schon die Fährtickets gebucht, um nach anderthalb Monaten auf der Südinsel wieder zurück auf die Nordinsel überzusetzen.

Die Moeraki Boulders

Nach einem komplizierten Aufstieg endlich auf dem Gipfel angekommen

Baron Münchhausen..

..oder Krümelmonster?

gruselig leeres Christchurch

Die zerstörte Kathedrale von Christchurch

Christchurchs Container-Einkaufsmeile

Freitag, 8. Februar 2013

Paula und Marten in der Schokoladenfabrik



Wie hoch müssen die Mieten wohl sein für Wohnungen in einer Straße, in der es permanent nach Schokolade duftet? Ich würde ein kleines Vermögen dafür ausgeben, in einer Umgebung zu leben, die den Duft der Cumberland Street in Dunedin verströmt! Kennt jemand einen solchen Ort in Berlin?
In so einer Straße müssten eigentlich Autos, Zigaretten und sämtliche Luftverpester verboten werden, um einen uneingeschränkten Genuss für die Sinne und die schokoladenverrückte Seele zu ermöglichen!
Die Cumberland Street verdankt ihren betörenden Duft der Cadbury Schokoladenfabrik, in der fleißige Umpalumpas köstliche Schokolade anrühren und zu Besichtigungen einladen – für uns beide als bekennende Schokoholics natürlich unverzichtbar!
Wer hier kein goldenes Ticket in der Schokoladentafel findet, kann sich für Cadbury auch eine Eintrittskarte kaufen. Zwar wird man dann nicht von Willy Wonka persönlich herumgeführt, doch im Besucherzentrum immerhin von tanzenden Umpalumpa-Puppen in Schaukästen begrüßt und später von kompetenten Schokoladenkennern in lila Latzhosen durch die Fabrik geleitet.
Vor der Schokotour wurden wir mit einem Schokoriegel für den kleinen Hunger zwischendurch, einem leeren Tütchen und Hauben für die Haare ausgestattet. Hätte Marten einen kräftigeren Bartwuchs, hätte er sich auch einen Bartschutz umbinden müssen.
Unsere Besuchergruppe bestand aus dicken neuseeländischen und australischen Rentnern, die sich durch anzügliche Witze bei unserem Guide zusätzliche Schokolade erbettelten. Ein deutscher Augustus Glupsch war komischerweise nicht dabei, wahrscheinlich bevorzugen die deutschen Reisenden eher die ortsansässige Speight’s Bier Brauerei.
Während der Führung sahen wir viele laute Maschinen, aber leider nur wenig flüssige Schokolade. Allein die Vorstellung, von Rohren mit fließender, heißer Schokolade umgeben zu sein ist jedoch fantastisch!
Doch viel mehr als die Augen wurde hier sowieso der Geruchssinn angesprochen! Während es im Eingangsbereich nach purer Vollmilchschokolade roch, kamen während der Führung noch die Gerüche von Erdbeer-Marshmallow und Orangenfüllung hinzu. In der Fabrik in Dunedin werden eigentlich hauptsächlich schokoladenüberzogene Marshmallow-Riegel und Pralinen hergestellt. Im Grunde genommen ist es also mehr eine Schaumzuckerfabrik als eine echte Chocolaterie, aber das sollte man vernachlässigen, um sich selber nicht die schöne Illusion der Willy Wonka-Fabrik zu zerstören! Dieser Zauber findet seinen Höhepunkt in einem großen, lilafarbenen Turm, in welchem sich auf Knopfdruck eine ganze Tonne flüssige Schokolade von der Decke stürzt. Als jüngstes Tourmitglied durfte ich den praktisch funktionslosen, aber einfach schönen und zauberhaften Schokoladenwasserfall auslösen. Was für ein Erlebnis!
Unsere anfangs noch leeren Tütchen füllten sich im Verlaufe der Führung wie von Zauberhand mit verschiedensten Marshmallow-Schokoriegeln.
Doch unser persönliches Highlight waren weder Schokoriegel noch Schokofall, sondern eine Verkostung von flüssiger Schokolade!! Weil es uns soooo gut schmeckte und es so etwas in „Germany“ natürlich nicht gibt, ermunterte uns der Schokoladenführer dazu „another and anothernother one“ der kleinen Schokobecher auszulöffeln! Das war ein Genuss!!
Trotzdem haben wir jetzt erst einmal genug von Cadbury-Schokolade, da sie eigentlich gar nicht so besonders aromatisch schmeckt, wie sie duftet. Wir sind nun auf echte neuseeländische „Whittaker“-Schokolade umgestiegen, werden unseren Schokoladenkonsum aber keineswegs einschränken! Wir freuen uns schon wieder auf RitterSport, Milka und Co...

Nach dem Besuch der Schokoladenfabrik haben wir uns jetzt, wie bereits angekündigt, eine Woche Urlaub vom Urlaub genommen und bei Sarndra in Dunedin unseren ersten Help-Exchange erlebt. Dabei haben wir es wirklich ganz gut erwischt, wurden herzlich aufgenommen, verpflegt und auf keinen Fall ausgenutzt.
Sarndra ist eine liebenswerte Kiwi-Großmutter mit fünf erwachsenen Kindern und 10 Enkelkindern. Ihr Grundstück liegt am Rand von Dunedin an einem steilen Berg und hat einen einmaligen Blick über die Stadt, den Hafen und den Strand. Sie lebt für den Help-Exchange und lädt sich ständig neue Helfer in ihr kleines Haus ein, da sie es liebt, für viele Leute zu kochen und sie einen Garten hat, in dem es immer etwas zu tun gibt.
Die ersten drei Tage unseres Aufenthalts waren wir bloß zu dritt: Sarndra, Marten und ich.
Wir beide wurden in ihrem vollgestellten Nähzimmer untergebracht, schliefen zwischen Mottenkugeln, Nähmaschinen, Schaufensterpuppen und viel Staub auf einer Luftmatratze, die noch ein bisschen unbequemer war als unsere eigene. Wir hätten nicht gedacht, dass wir uns je wieder darauf freuen würden, in unserem gemütlichen Auto zu schlafen, doch das taten wir schon nach der ersten Nacht. Aber für eine Woche ließ sich auch Sarndras Unterkunft aushalten, wir wurden mit einem umwerfenden Blick auf den Strand entschädigt und von Sarndra wirklich gut umsorgt.
Auch die Arbeit, die natürlich wesentlicher Bestandteil von Help-Exchange ist, war keinesfalls zu hart. An fünf Tagen arbeiteten wir jeweils 4 Stunden in ihrem verwunschenen und verwinkelten Garten. Unsere Hauptarbeit war es, einen großen, gefällten Lebensbaum auseinanderzupflücken und als Feuerholz vorzubereiten. Nach zwei Tagen ließ uns auch der neuseeländische Regen nicht im Stich und sorgte dafür, dass wir unsere Arbeit in leuchtend gelben Regenanzügen verrichten konnten. Sarndra wiederum sorgte dafür, dass wir nicht vom Fleisch fallen, brachte uns Kekse, Obst und heiße Schokolade und kochte mit Leidenschaft. Jedes Mittagessen bestand aus wohltuender Suppe mit frischgebackenem Brot, für das Abendessen verkochte sie in der Zeit, in der wir bei ihr waren einen guten Liter Olivenöl, mindestens ein Kilo Knoblauch  und genauso viel Zwiebel. Jeden Abend tischte sie uns etwas Anderes, Leckeres, größtenteils Vegetarisches auf und erzählte uns während der Mahlzeiten von ihrem Leben als Reisende, Gastgeberin, Mutter und Großmutter. Ein paar nette Ausflugsziele in der Umgebung konnte sie uns auch empfehlen. So verbrachten wir einige unserer „Feierabende“ in Museen in Dunedin, sahen im Kino den Film „Lincoln“ und fuhren auf die Otago Halbinsel zu einer kleinen Sandbucht, um Seelöwen zu beobachten.  Am Samstagnachmittag wollten wir uns ein gemütliches Café und einen Karottenkuchen(nach dem wir zurzeit süchtig sind!) suchen, mussten aber wieder einmal feststellen, dass neuseeländische Städte für Europäer nicht unbedingt logisch sind und uns immer wieder ins Staunen versetzen. Cafés in Dunedin schließen samstags um 16 Uhr. Wer zu dieser skurrilen Kaffeetrinkezeit Lust auf ein warmes Getränk hat, muss also wohl oder übel mit Starbucks oder McDonalds vorlieb nehmen.
Nicht nur mit unserer Gastgeberin hatten wir Glück, sondern auch mit den anderen Helfern, die sich an unserem vierten Tag bei Sarndra noch dazugesellten. Maite und Delmi, ein sehr nettes Pärchen aus Spanien kamen noch ins Haus und Billy, ein lustiger, verquasselter amerikanischer Blogger, wurde im Zelt im Garten untergebracht, da Sarndras Kapazitäten schon völlig ausgeschöpft waren.
Zusammen mit unseren neuen Mithelfern unternahmen wir eine schöne Wanderung zum Tunnel Beach, den ihr auf unseren Bildern sehen könnt.
An unserem letzten Abend kam Sarndras Familie zu Besuch, so bekamen wir in dieser Woche endlich einmal wirklich die Kiwi-Kultur zu spüren! Während Sarndra in der Küche stand, spielten wir mit ihrem 4-jährigen Enkel. Marten konnte endlich mal wieder auf einem Klavier herumklimpern, das zudem „Made in Germany“ war, und ich erzählte Sarndras Enkel von meiner Katze Schnappi . Damit wusste er sofort etwas anzufangen: „I know a song about „Schni Schna Schnappi!“ . Unser kleines Krokodil (und unsere Katze!) hat es also um die halbe Welt geschafft und ist jetzt auch etwas verspätet in Neuseeland angekommen.
Für Sarndra ist Helpx eine Art Sucht. Sie lädt sich immer mehr Leute in ihr Haus, obwohl sie eigentlich nicht genug Platz und gar nicht so viele Arbeiten zu erledigen hat. Wenn dann auch noch ihre Familie zu Besuch kommt, ist sie völlig überfordert, möchte aber auf keinen Fall in ihrer Rolle als Gastgeberin unterstützt werden und überhört gutgemeinte Ratschläge. So ließ sie leider das eine Brot oder den anderen Kuchen anbrennen und es herrschte immer ein bisschen Chaos bei ihr, doch insgesamt war es immer einfach schön lebendig und herzlich. Wir haben die Woche als kleine Helfer sehr genossen, tolle Leute kennengelernt und sind gespannt, was für neuseeländische Familien wir noch kennenlernen werden..
Jetzt sind wir aber erst einmal wieder in unserem gemütlichen Auto unterwegs und steuern Christchurch an.

Bereit für den Arbeitseinsatz bei Sarndra

Wir beide vor dem Tunnel Beach

Marten am Tunnel Beach

Im Foyer der Schokoladenfabrik, während der Führung war Fotografieren leider verboten...

... so sieht es aus, wenn dei Umpalumpas am Werk sind

Der Blick aus unserem Fenster bei Sarndra

Unsere Unterkunft für eine Woche mit den gruseligen Schaufensterpuppen